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Die Hosen voll

■ Die Sozialdemokraten (Ost und West), der Ostermarsch, der Aufruf dazu, die Wahltaktik - und die böse, böse PDS...

Es wird bestimmt ein wundervoller Tag werden, wir werden so richtig in den Erinnerungen an die längst vergangenen Riesendemos aus der wundervollen Zeit der Friedensbewegung schwelgen: Zum ersten Mal findet am Sonntag ein gemeinsamer Ost-West-Berliner Ostermarsch statt, zu dem zahlreiche politische Gruppierungen aus beiden Teilen der Stadt aufgerufen haben. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs stößt der aufmerksame Leser auch auf die West-Berliner SPD, den Landesverband und den Kreuzberger Bezirksverband. Auf östlicher Seite tobt bereits der Wahlkampf, und der verhindert, daß alle linken Gruppen der Stadt gemeinsam ostermarschieren. Die Ost-Berliner SPD weigert sich (wie gestern berichtet) teilzunehmen, weil die böse böse PDS dabei ist und man wenige Wochen vor der Kommunalwahl nicht gemeinsam mit ihr in der Öffentlichkeit gesehen werden will.

Gestern bekamen nun auch die West-Sozis kalte Füße und sahen sich genötigt, auf eine taz-Meldung vom Vortag schriftlich in Form einer Richtigstellung zu reagieren. Sie rufe zwar weiterhin die Bürger zur Teilnahme an der Demo auf, habe aber doch bitte, bitte nicht den Aufruf unterzeichnet. Denn es sei für sie nicht tragbar, mit dieser Unrechtspartei des alten DDR-Systems unter einem Aufruf zu stehen. Auf der Suche nach künftigen Koalitionspartnern will die SPD lieber eine Unterschrift im Nachhinein ungeschehen machen. Prost, friedliches Europa!

Übrigens: Auch die Speerspitze der westdeutschen Arbeiterschaft, der DGB, tut sich nach anfänglicher Verbrüderungseuphorie schon wieder schwer mit der Unterstützung. Der stellvertretende Vorsitzende Fehrenbach erklärte gestern, man werde entgegen ursprünglichen Plänen wahrscheinlich am 1.Mai in Berlin nicht mit dem FDGB demonstrieren und auch einen Streikaufruf im Falle einer Währungsumstellung von 2:1 nicht unterstützen. Hoch die internationale Solidarität!

Kordula Doerfler

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