: Die „Haymarket-Affäre“
betr.: „Briefgeheimnis“, taz nrw vom 20. 3. 07
Der einleitende Satz zu dem genannten Artikel ist historisch falsch. Erstens war der 1. Mai schon vor den Ereignissen auf dem Chicagoer Haymarket 1886 der Kampftag der Arbeiterklasse. Das Ereignis auf dem Haymarket war ein Bombenattentat und fand am 4. Mai 1886 statt. Am 1. Mai 1886 hatten bereits Arbeiter überall in den USA dafür gekämpft, die tägliche Arbeitszeit von zehn auf acht Stunden zu senken. 40.000 Arbeiter traten in den Streik, 80.000 Menschen nahmen an Demonstrationen teil.
Zweitens wurden bei dem Attentat auf dem Haymarket in Chicago keine Anarchisten getötet. Die Bombe tötete sieben Polizisten. Die vier Anarchisten, die aufgrund des Haymarket-Attentates tatsächlich starben, wurden am 11. November 1887 nach einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess gehenkt.
Drittens waren es insgesamt acht Anarchisten (nicht vier), die als Attentäter angeklagt wurden. Alle acht wurden schuldig gesprochen, aber „nur“ vier gehenkt. Nur einer der acht war überhaupt auf dem Haymarket gewesen, als die Bombe explodierte, und keinem von ihnen konnte eine Straftat nachgewiesen werden. Die Hintergründe des Attentats auf dem Haymarket in Chicago sind bis heute nicht aufgeklärt. [...]
Natürlich macht das die Firma Westmail und Herrn Rüttgers [dessen Mitarbeiter das zu Dumping-Bedingungen arbeitende Unternehmen mit der Versendung von Einladungen zum 1. Mai beauftragt hat, d. Red.] kein bisschen besser und nimmt dem Artikel nicht seinen Sinn und seine Berechtigung! BEATE HINRICHS, Köln