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■ Die Hamburger Hafenstraße ist verkauftFriede, Freude, Hafenrand

Die Kämpfer sind müde. Vierzehn Jahre antifaschistische und antiterroristische Widerstandsbewegung – je nach ideologischem Blickwinkel – haben ihre

Spuren hinterlassen. Am Hamburger Hafenrand hat sich, wer wagte es noch zu hoffen, die Vernunft durchgesetzt. Rechtzeitig zu den besinnlichsten Tagen des Jahres ziehen Friede und Freude ein – in die bunten Häuser an der Hafenstraße ebenso wie in das

sogenannte Senatsgehege im klassizistischen Rathaus.

Daß der lange Kampf von beiden Seiten nicht zu gewinnen sein würde, war zumindest den Nachdenklicheren unter den unversöhnlich scheinenden Gegnern bereits seit langem klar. Die Mär vom „rechtsfreien Raum“ und vom „Terroristennest“ in der Hafenstraße, ein Jahrzehnt lang von Hardlinern in Hamburgs CDU und SPD in trauter Eintracht mit der Bild- Zeitung aufgebaut, wollte schon lange kaum noch jemand glauben. Spätestens Ende der 80er Jahre begann die sorgsam gepflegte Legende zu bröckeln. Die Häuser wurden zur Touristenattraktion, und einige Wagemutige trauten sich sogar in die Volxküche im Erdgeschoß; dort bekamen sie nicht etwa, wie vielleicht erwartet, Schläge, sondern Essen und Trinken für wenig Geld.

Zur selben Zeit begann auch noch eine andere Mär zu zerfallen – die vom unbeugsamen Streetfighter, der gegen das böse Establishment in den Kampf zieht. Die BewohnerInnen in den Häusern wurden älter, immer mehr sorgten sich um Babies, Beziehungskisten und die marode Bausubstanz, immer mehr waren bereit, Angebote auch stinkbürgerlicher Vermittler nicht mehr als Anbiederung abzuweisen, sondern als Chance zu begreifen.

Bahnbrechend war die Initiative des Zigaretten- Erben und linken Mäzens Jan Philipp Reemtsma Anfang der neunziger Jahre. Er war der erste, den beide Seiten als Gesprächspartner akzeptierten, er war aber auch der erste, der scheiterte. Er war der Zeit voraus, der Einfluß der Hardliner war noch zu groß. Doch Reemtsma hat den Weg bereitet, der jetzt begangen worden ist: Kooperation statt Konfrontation. Das hätte man vor fünf Jahren oder gar noch früher auch schon haben können. Aber damals waren die Kämpfer eben noch nicht müde. Sven-Michael Veit, Hamburg

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