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Archiv-Artikel

Die Glücklose

Nach nur acht Monaten verlässt Christiane zu Salm den Burda-Konzern. Nun haben wieder die Kerle das Sagen

Christiane zu Salm, Crossmedia-Vorstand beim Hubert Burda Verlag, sollte dafür sorgen, dass das Zeitschriftenhaus einiges von der digitalen Dividende einstreicht, die die schöne neue Medienwelt nach Überzeugung von Verlagschef Burda bereithält. Was die 42-Jährige jedoch vor knapp zwei Wochen bei den Münchner Medientagen und auf anderen Branchenveranstaltungen von sich gab, erschöpfte sich im Allgemeinbeliebigen. Und wer die Medienprinzessin nicht leiden konnte, erkannte schon immer eine gewisse Schlichtheit in ihrer Argumentation. Nach nur acht Monaten ist nun schon wieder Schluss mit zu Salms Vorstandskarriere bei einem der größten deutschen Zeitschriftenverlage. Die Zuständigkeit fürs Verlagsgeschäft, auf die zu Salm geschielt hatte, erhält nun Philip Welte, der im Dezember von Springer zurückkehrt.

Geklappt hat in ihrer kurzen Zeit bei Burda eigentlich nichts: Für zu Salms crossmediale Zuständigkeiten wollten die etablierten Platzhirsche keine Kompetenzen abgeben. Sie selbst hatte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt, als sie im Spiegel verkündete, schon 2011 sollte ein Drittel des milliardenschweren Burda-Umsatzes aus der digitalen Welt stammen; beim ebenso ambitioniert verkündeten Durchstarten in Sachen Handy-TV stand am Ende eine peinliche Niederlage: Weil es nicht gelungen war, das mobile Fernsehen am Markt zu etablieren, soll Burdas Mobile 3.0 seine Sendelizenzen zurückgeben.

Mit diesen Rückschlägen endete eine tadellose Vorgeschichte: Vor gut zehn Jahren war zu Salm schließlich schon einmal so gut wie bei Burda: Mit ihrer Agentur Media Branding arbeitete sie ab 1997 exklusiv für den Zeitschriftenkonzern. Von dort wechselte sie überraschend als Geschäftsführerin zu MTV Deutschland, bot dem Konkurrenten Viva Paroli und baute den Musiksender aus. Dann kam 9live – und damit der Respekt der grummelnden Branche vor zu Salm, die mit dem unter Abzockverdacht stehenden Anrufsender ein zwar mehr als fragwürdiges, aber höchst erfolgreiches TV-Modell etablierte. Von Programm konnte da allerdings keine Rede mehr sein. Bei 9live schaffte zu Salm mit Bravour den Absprung, bevor allgemeine Anrufunlust und strengere Auflagen der Medienaufsicht das schöne Erlösmodell zum Beinaheeinsturz brachten. Jetzt geht sie bei Burda auf eigenen Wunsch, will sich wieder eigenen unternehmerischen Tätigkeiten widmen und nach Berlin ziehen. In den Burda-Zentralen Offenburg und München haben künftig wieder die Kerle das Sagen.STEFFEN GRIMBERG