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Die GesellschaftskritikWir pfaffen das!

WAS SAGT UNS DAS? Auf der Suche nach einer Bundespräsidentin muss mal wieder die evangelische Kirche herhalten

Gesucht: Staatsoberhaupt, befristet auf 5 Jahre, einmalige Verlängerung möglich, Gehalt rund 19.000 Euro monatlich, dazu Dienstwohnung in zentraler Lage und lebenslanger Ehrensold – es sollte nicht so schwer sein, KandidatInnen für diesen Job zu finden. Allein, es hakt: Seit der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck Anfang Juni angekündigt hat, auf seine zweite Amtszeit zu verzichten, tun sich die Parteien schwer damit, seine Nachfolge zu klären.

Steinmeier wollte die Kanzlerin nicht, Lammert lehnten die Sozialdemokraten ab. Also versuchte man’s mit einem Ükoka (Überparteilichen Kompromisskandidaten). Verfassungsgerichtspräsident Voßkuhle wollte aber nicht. Und die Grünen forderten obendrein eine Frau.

Wo also jemanden rekrutieren, die unbelastet durch vorhergehende politische Ämter und durch eine gewisse Seligkeit in Art und Gebaren alle Beteiligten glücklich macht? Machen wir’s doch einfach wie 2012 und gehen zur evangelischen Kirche, dachten sich SPD und Linke und ließen Sigmar Gabriel bei Margot Käßmann anfragen, berichtete gestern die Funke-Mediengruppe. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, in deren Lebenslauf unter „Kontroversen“ außer ein bisschen Alk am Steuer nichts zu finden ist, könnte Joachim Gauck in seiner Rolle als Staatsoberprediger reibungslos ersetzen, wird man sich gedacht haben.

Was hat die evangelische Kirche an sich, dass von ihr diese Aura politischer Neutralität ausgeht? Dass man sie offenbar als Heilmittel für das Misstrauen gegenüber dem Establishment begreift? Sollten die Protestanten sich vielleicht neu branden? „EKD – manufacturing political compromise since 2012“?

Schade, dass Käßmann gleich postwendend ihren Verzicht ausgesprochen hat. Was nun? Vielleicht die Katholiken fragen? Ach nein, denen ist es nach eigenem Recht untersagt, weltliche Ämter anzustreben. Gut, das wenigstens irgendwer die Idee der Trennung von Kirche und Staat verstanden hat. pwe

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