Die Gesellschaftskritik: Allah is the new Jehova
Was sagt uns das?Wenn man an Bord eines amerikanischen Inlandsflugs Arabisch redet, fliegt man schnell raus.
Wäre es nicht so traurig, erinnerte es fast an einen Monthy-Python-Sketch: Wer „Jehova“ sagt, wird mit sofortiger Wirkung wegen Blasphemie gesteinigt. Ähnliches in weniger drastischer Form ist Khairuldeen Makhzoomi, einem amerikanischer Studenten, an Bord eines Flugzeug der Southwest-Airline passiert: Er telefonierte vor dem Start des Inlandsflugs auf Arabisch und sagte am Ende des Gesprächs „Inshallah“.
Eine andere Passagierin verstand offenbar nur „Allah“ und ging in Richtung Cockpit, um das Bordpersonal über den vermeintlichen Terroristen zu alarmieren. Das berichtete unter anderem die New York Times.
Ein paar Minuten später kam ein arabisch sprechender Sicherheitsmann der Airline, führte Makhzoomi aus dem Flugzeug und fragte den 26-Jährigen „Warum sprechen Sie Arabisch in einem Flugzeug?“ Die empörte Antwort des Studenten: „So weit hat Islamophobie dieses Land gebracht.“
Und tatsächlich: Im Anschluss durchsuchten mehrere Polizisten inklusive Hund den Studenten. Danach verhörten ihn drei FBI-Agenten. Erstaunliches Ergebnis: Nicht jeder, der Arabisch sprich, ist ein Terrorist. Der Flieger war da schon lange weg.
Laut dem „Council on American-Islamic Relations“, einer islamischen Bürgerrechtsorganisation, ist das in diesem Jahr allein in der San Francisco Bay Area schon der sechste Fall dieser Art. Makhzoomi wartet weiter auf eine offizielle Entschuldigung der Airline, bekam aber immerhin sein Geld zurück. Er kam mit acht Stunden Verspätung in Oakland an.
Was aber nun heißt das für die Zukunft? Darf man in Sachsen noch unbeschwert Leipziger Allahlei bestellen? Und gibt es auf amerikanischen Inlandsflügen der Southwest Airline noch Sallaht? Wohl eher nicht.
Aber vielleicht gibt es bald günstige Steine im Duty-free-Bereich. GJO
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