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Die GesellschaftskritikEin Tuch, viele Fragen

Die Fechterin Ibtihaj Muhammad ist die erste US-amerikanische Athletin, die mit einem Hijab bei Olympia antritt. Die Aufregung ist groß.

Passt doch ganz gut ins Gesamtbild, das Kopftuch Foto: reuters

Eine coole Dame aus New Jersey vertritt die USA als Fechterin bei den Olympischen Spielen in Rio. In den Medien ist sie aber nicht wegen ihrer erstklassigen Leistungen, sondern weil sie die erste US-Sportlerin ist, die mit Hijab antritt. Und weil ein Angestellter sie bei einem Festival dazu zwingen wollte, diesen abzulegen.

Trotz offizieller Entschuldigung seitens der Veranstalter scheint die Kombination religiöse Frau und Leistungssport immer noch sehr viele Menschen zu verwirren. An all diese Menschen: Hier ein paar Antworten als Serviceangebot.

Der Islam erlaubt Frauen doch nicht, Sport zu machen? Doch, tut er. Sport wird vom Koran an keiner Stelle untersagt, weder für Frauen noch für Männer.

Ist das Kopftuch nicht zu warm für Leistungssport? Vor allem unter dieser riesigen Fechtmaske? Genau wie so ziemlich jede andere Sportkleidung im 21. Jahrhundert ist auch das Kopftuch von Spitzensportlerinnen aus atmungsaktivem Stoff gemacht. Die sogenannte Hijhood oder auch die Sport-Kopftücher von Capsters machen es durch Reiß- oder Klettverschlüsse möglich, bequem und sicher Sport zu treiben. Übrigens werden Capsters auch von nichtmuslimischen Wintersportlern verwendet, weil die Dinger nebenbei verdammt gut vor Kälte schützen.

Ist das Kopftuch nicht gefährlich für Sportlerinnen?

Bis 2012 hat die FIFA muslimischen Fußballerinnen das Tragen eines Hijabs verboten, da er angeblich „die Verletzungsgefahr“ steigere. Auf Druck der UNO wurde das Verbot schließlich aufgehoben. Hat einer von den Gentlemen eigentlich mal an die armen christlichen Leichtathletinnen gedacht, die mit fliegender Metall-Kreuz-Kette über die Aschenbahn sausen?

Aber egal. Für all jene, denen es um die wirklich interessanten Fakten geht: Frau Muhammad ist im Frauenfechten auf Weltrang sieben und ist 2014 mit dem Team der USA Weltmeisterin geworden. Außerdem hat sie einen Abschluss in internationalen Beziehungen und afroamerikanischer Geschichte und betreibt einen Onlineshop für muslimische Mode.

Geht anscheinend ganz gut, das Leben und Sport Treiben mit Kopftuch, liebe Menschen.

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2 Kommentare

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  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    "...die Kombination religiöse Frau und Leistungssport" Interessant finde ich das neue Interesse für Religiösität in der TAZ. Frage: Warum muss die Kombination "religiöser Mann und Leistungssport" keinen Hijab tragen?

    Liebe TAZ-Redaktion, schön, dass Ihr für Religionsfreiheit eintretet. Aber übertreibt Ihr es nicht ein wenig mit der Rechtfertigung der Frauenunterdrückung im Islam?

  • Vermutlich "geht" es nicht nur "GANZ gut, das Leben und Sport Treiben mit Kopftuch". Ich wette meinen Allerwertesten darauf, dass es aus Sicht einiger der Menschen, die auf Weltrang 8 und weiter hinten stehen, ZU gut "geht". (;-D)