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Die Geheimnisse einer Gaszähleruhr

■ Umständliche Nachfragen eines Rechtsanwalts verzögern den Prozeß gegen Hausbesitzer Ralf H.

Moabit. Im Prozeß gegen Ralf H., der die Gasleitung seines Hauses angebohrt haben soll und dadurch fast seine Mieter in die Luft gesprengt hat (die taz berichtete), erfährt der Beobachter dank Verteidiger Dieter Rüscher manch Neues. So fragte er gestern den bestellten Gasfachmann Bechler: »Was ist eigentlich eine Gaszähleruhr?« — »Das ist eine volkstümliche Bezeichnung für einen Gaszähler. Früher nannte man das auch Gasuhr«, kannte der sich in der Sprachgeschichte gründlich aus.

Der Gutachter war von der 11. Strafkammer des Landgerichts bestellt worden, um zu erklären, welcher Druck in einer Gasleitung herrschen muß, damit ein Gaszähler von der Wand fliegt. Das nämlich war am frühen Morgen des 23. Februar in einer Wohnung der Greifenhagener Straße 44 passiert. Zum ersten Mal während des langwierigen Prozesses war gestern der besagte Gaszähler leibhaftig anwesend. Auch nach so langer Zeit roch er noch angebrannt, zeigte sich aber sonst in einem überraschend guten Zustand — wenn auch in zwei Teile zerlegt, die eigentlich zusammengehören. Der Gutachter Bechler hatte in seinem Labor drei solcher Gaszähler dem gleichen Experiment unterzogen und festgestellt, daß dieses Modell bei nahezu vier Bar eine Menge Rauch verursacht. Davon allein geht keine Beweiskraft aus, die der Angeklagte zu fürchten hätte. Aber war es überhaupt möglich, mit den Manipulationen, die im Keller des Hauses vorgenommen worden waren, soviel Druck in den Gasverteilerleitungen zu erzeugen? Der Gutachter bejahte. Rechtsanwalt Rüscher war anderer Ansicht. Er verstrickte Bechler in ein stundenlanges Gespräch über Gewinde, Einschraubmuffen und Schneideisen — nur wußte niemand recht warum. Eines zumindest hat die Verteidigung jetzt geschafft: Heute ist der vorerst letzte Verhandlungstag, und er wird vergehen ohne das vorgesehene Urteil. Der Prozeß wird für 30 Tage unterbrochen, das Gericht geht in Urlaub. rak

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