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Die Gaststtättenlobby qualmt"Wer das Gesetz bricht, verdient"

In vielen Restaurants wird nicht mehr gequalmt, doch die meisten Kneipen ignorieren das Rauchverbot, sagt Klaus-Dieter Richter vom Hotel- und Gaststättenverband. Gerade kleine Kneipen gehören dabei zu den Verlierern

taz: Herr Richter, Sie sind Inhaber eines gutbürgerlichen Restaurants in der Spandauer Altstadt. Wird bei Ihnen noch geraucht?

Bild: HOGA BERLIN

KLAUS-DIETER RICHTER ist Vizepräsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes sowie Vorsitzender der Fachgruppe Gastronomie

Klaus-Dieter Richter: Schon seit dem 1. März 2007 nicht mehr. Ich habe nur einen Speiseraum, und da gab es Beschwerden von Nichtrauchern über den Qualm. Andererseits haben wir auch viele Touristen aus Schweden oder Italien bei uns. Dort ist es inzwischen selbstverständlich, im Restaurant nicht zu rauchen - die sind schon vor dem Rauchverbot freiwillig vor die Tür gegangen.

Und wie sieht es in Berlin insgesamt aus?

In 80 Prozent der Speiserestaurants ist der Aschenbecher schon verschwunden. Die Resonanz der Betreiber ist positiv: Die Gäste sind zufriedener, die Luft ist angenehmer. Die Debatte über das Rauchverbot hat auch schon dazu geführt, dass die Raucher von sich aus mehr Rücksicht nehmen. Wie sich der Umsatz entwickelt, kann man noch nicht sagen. In diesem Jahr dauerten die Winterferien erstmals bis zum 11. Januar, da waren viele Gäste in Urlaub. Mit einer Bilanz sollte man noch bis Ende März warten.

In den meisten Kneipen wird dagegen weiter geraucht.

Kneipen haben ganz andere Gäste und eine andere Kultur als Restaurants. Hier ist das Verhältnis genau umgekehrt: Nur etwa 20 Prozent der Wirte halten sich ans Rauchverbot und beklagen massive Einbrüche. Die Raucherkneipen dagegen gewinnen leicht hinzu, weil sie Gäste aus den Nichtraucherbetrieben gewonnen haben. Als Faustregel gilt: Wer das Gesetz bricht, verdient derzeit mehr Geld. Manche Nichtraucherkneipen schwenken deshalb wieder um.

Ist den Wirten ihr Umsatz wichtiger als die Gesundheit ihrer Gäste?

Keinesfalls. Es gibt aber keine klare Antwort auf die Frage, was der richtige Schutz für die Gesundheit ist. Warum haben die 16 Bundesländer alle eine eigene Lösung? Wir hätten uns ein eindeutiges Gesetz für ganz Deutschland gewünscht mit klaren Ansagen, damit die Wirte wissen, was auf sie zukommt. Berlin ist zum Beispiel das einzige Bundesland, in dem die Bedienung nicht den Raucherraum betreten darf.

Welche Kneipen profitieren vom Rauchverbot?

Die Gewinner sind die Kneipen mit einem abgetrennten Nebenraum, in dem geraucht werden darf. Die Verlierer sind dagegen kleine Kneipen, wo es diese Möglichkeit nicht gibt. Das ist bereits jetzt zu merken und wird ab dem 1. Juli, wenn das Verbot auch durchgezogen wird, zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung führen.

Wie viele Wirte wollen denn umbauen und einen Raucherraum einführen?

Darüber wird gerne diskutiert, aber nicht überall geben das die Räume auch her. Wir empfehlen derzeit, noch zu warten, bis das Bundesverfassungsgericht entschieden hat. Der Hotel- und Gaststättenverband betreibt dort die Musterklage eines Tübinger Gastronomen mit dem Ziel, dass Wirte von Kneipen mit nur einem Raum frei entscheiden können, ob bei ihnen geraucht werden darf oder nicht.

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