: Die Frauen wollen endlich ans Steuer
■ Demo in Saudi-Arabien für Aufhebung des Fahrverbotes
Riad (ap) — „Wenn die Krise losbricht, müssen wir zum Wohl unserer Familien fahren können“, erklärten die Teilnehmerinnen einer Protestaktion gegen das in Saudi-Arabien herrschende Fahrverbot für Frauen. Die Angst unbeweglich zu sein, falls der Krieg am Golf ausbricht, hatte am Dienstag fünfzig Frauen auf die Straßen von Riad getrieben, wo sie mit einem Autokorso ihrer Furcht Ausdruck gaben. Alle Frauen, die an der Demonstration teilnahmen, waren im Besitz eines Führerscheins, den sie allerdings bei einem Aufenthalt im Ausland gemacht hatten. In ihrer Heimat sitzen sie höchstens auf der Rückbank eines Fahrzeugs — mit Chauffeur am Steuer.
Männliche Fahrer starrten den Demonstrantinnen verdutzt nach, einige schlossen sich dem Konvoi an, andere meinten ihr Fahrzeug in Sicherheit bringen zu müssen. Nach einer halben Stunde stoppte die Polizei die Frauen bei ihrer Fahrt durch die Hauptstraßen Riads.
Seit Beginn der Golfkrise — und der damit zusammenhängenden Ankunft zehntausender amerikanischer Soldatinnen und kuwaitischer Flüchtlinge, die die arabischen Gesetze liberaler auslegen — wird das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien heiß diskutiert. Befürworter meinen, daß das Verbot für Männer und Frauen, sich in der Öffentlichkeit zu begegnen, beinhalte, daß Frauen nicht fahren dürfen. Gegner argumentieren, daß Frauen, die einen Chauffeur brauchen, mit fremden, sogar mit ausländischen Männern in Kontakt treten müssen. Außerdem berufen sie sich auf den Propheten Mohammed: Nach dessen Lehre sei es Frauen erlaubt, auf Kamelen zu reiten: Eine moderne Frau dürfe dann also auch Auto fahren.
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