VORMERKEN : Die Frau, die allem stimmlichen Glanz verleiht
Viktoria Tolstoy hat neulich ein ganzes CD-Projekt gerettet. Nils Landgren, der Jazzer, hatte seine Vorstellungen von dem, was die legendäre Band Abba sei, auf eigene Art gebündelt und es „Funky Abba“ genannt. Es war, gelinde gesagt, ein Desaster – Abba, das war die Moral von der Geschicht’, sind nicht zu variieren und nur gut im Original. Aber: Die schwedische Sängerin nahm sich ein Herz und sang den Bonustrack: „When All Is Said And Done“ – eine Erleuchtung sondergleichen, fast so schön wie die Höhen und Tiefen der Agneta Fältskog, gleich zart gewiss und couragiert ihr Vorbild nicht kopierend, eher erweiternd. In ihrer Heimat ist Frau Tolstoy mittlerweile ein Star, gern gehört und ihre Tonträger verkaufen sich glänzend – der Ausflug in das Abba-Kopistenwesen hat ihr alles andere als geschadet. Im Tränenpalast singt sie heute Abend mehr von dem, was jene Menschen gern hören, die sich unter Skandinavien eine gewisse designerische Schlichtheit, ja Jazzhaftigkeit versprechen. Frau Tolstoy wartet also nicht mit Pop auf, sondern mit Songs, die ihre Stimme sehr schön zur Geltung bringen, und sie ist vor allem ein weiterer Beweis, dass Schweden, im Gegensatz zu Deutschland, ein Pop exportierendes Land mit Sendungsbewusstsein ist. JAF