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Archiv-Artikel

Karin Lochte, Meeresbiologin Die Forscher-Chefin

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist weiblich. Nachdem der Helgoländer Ableger des Instituts bereits von einer Professorin geleitet wird und das Bremerhavener Haupthaus einer Verwaltungsdirektorin untersteht, wird nun die Biologin Karin Lochte neue Direktorin des AWI.

Damit ist die 55-Jährige die erste Frau in Deutschland, die ein so großes Forschungszentrum mit insgesamt 780 Mitarbeitern leiten wird.

„Ich freue mich auf die große Aufgabe, dieses hervorragende Institut zu leiten“, sagt die Professorin für Biologische Ozeanografie, die zuletzt am Institut für Meereswissenschaften der Uni Kiel lehrte. „Das Alfred-Wegener-Institut bearbeitet wichtige Fragen des Klimawandels in den Polarregionen und der Veränderungen in den Lebensräumen, die uns auch in Europa direkt betreffen werden.“ Sie wolle erreichen, dass das AWI auch in Zukunft durch exzellente Forschung eine international führende Rolle spiele.

Lochtes Forschungsschwerpunkt sind Stoffkreisläufe im Meer. Durch die Erforschung der Rolle von Bakterien und Kleinstlebewesen im Kohlenstoffkreislauf, könne man Erkenntnisse über die Klimaregulierung gewinnen. Die gebürtige Hannoveranerin löst den bisherigen Leiter Jörn Thiede nach zehn Jahren am Institut ab. Bereits von 1990 bis 1994 erforschte sie am AWI Bakterien im Meereis und habilitierte dort über den mikrobiellen Umsatz von organischem Material in Meereis, Wasser und Sediment. Seit drei Jahren ist sie Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates; eine Funktion die sie weiter ausüben möchte.

Nun hofft sie, durch die guten Kontakte des AWI zu russischen Wissenschaftlern ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt mit weiteren europäischen Instituten in der Arktis auf die Beine zu stellen. „Anders als in der Arktis gibt es in der Antarktis infolge des Antarktis-Vertrages ein dichtes Netz an Forschungsstationen“, sagt sie. Die Daten, die man aus dem Meereis und dem Plankton der Arktis gewinnen könne, könnten jedoch helfen, Klimamodelle zu verbessern.

JESSICA RICCÒ

KARIN LOCHTE, 55, gebürtige Hannoveranerin, erforscht anhand kleinster Lebewesen das Klima. FOTO: AWI