Die Finanzlage des DFB: Goldesel Nationalmannschaft
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) enthüllt bei seiner Finanzpressekonferenz, dass er so wohlhabend ist wie noch nie zuvor.
FRANKFURT/MAIN taz Irgendwann in den goldenen 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts soll es um die Bundesrepublik Deutschland mal ähnlich bestellt gewesen sein wie heute um den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Das Land war reich wie nie zuvor, Bundeshaushalte waren ausgeglichen, Geld vorhanden und der Sozialstaat gedieh. Heutzutage regiert ja aber bekanntlich nicht mehr die Verwaltung das Land, sondern der Fußball. Und der ist, wie der DFB gestern bei seiner Finanzpressekonferenz für die Jahre 2006 und 2007 auswies, so reich wie nie.
Der größte Sportverband Deutschlands hat in den vergangenen beiden Jahren bei jeweils rund 79 Millionen Euro Einnahmen Rücklagen in Höhe von 17,9 beziehungsweise 15,6 Millionen Euro bilden können. Das bringt ihn in den Worten von Schatzmeister Horst R. Schmidt in die komfortable Situation, theoretisch mehr als ein Kalenderjahr ohne einen Euro Einnahmen überstehen zu können.
Dementsprechend schlüpft der DFB in die Rolle des Retters des Gemeinwesens, wenn man Präsident Theo Zwanziger Glauben schenken darf. "Wir sind keine Aktiengesellschaft und keine Kapitalgesellschaft, die Gewinne erwirtschaften muss", sagte Zwanziger mit einem saloppen Gruß an das Bundeskartellamt, das dem DFB solches wirtschaftliches Denken und damit einhergehende Absprachen mit der DFL derzeit unterstellt und deshalb das Geschäftsgebaren des Verbandes überprüft. "Wir sind stattdessen ein gemeinnütziger Verein, der die Gewinne aus dem Geschäftsbetrieb wieder gemeinnützigen Zwecken zuführt. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, brauchen wir möglichst bald Klarheit vom Kartellamt."
Vor allem dank der außerplanmäßigen Gewinne aus der WM 2006 im eigenen Land war der DFB im vergangenen Jahr in der Lage, seine Gemeinnützigkeit beweisen zu können. So hat der Verband andere Sportverbände mit Spenden bedacht, die eigenen Landesverbände finanziell gestärkt und die Planung für das rund 10 Millionen Euro teure deutsche Fußballmuseum angestoßen. Auch das mit 26 Millionen Euro teuerste Projekt, der Bau von insgesamt 1.000 Mini-Spielfeldern, soll bis 2009 abgeschlossen sein.
Im laufenden Jahr gehen die Einnahmen indes auf vermutlich rund 72 Millionen Euro zurück, da die Weltmeisterschaft keine positiven Folgewirkungen mehr auf den Etat hat. Auch so bleibt die Elf von Jogi Löw mit Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte in Höhe von 4,1 Millionen Euro pro Qualifikations- oder Testspiel auf deutschem Boden und den Erträgen aus der Bandenwerbung die Haupteinnahmequelle.
Sportlicher Erfolg ist für den DFB dabei übrigens wirtschaftlich von untergeordneter Bedeutung: Bei der EM würde der DFB erst beim Erreichen des Endspiels einen Gewinn von zwei bis drei Millionen Euro erzielen. Bis zum Halbfinale werden die von der Uefa ausgezahlten Beträge hingegen von den Kosten wie den Spielerprämien aufgefressen. Auch das ist ja irgendwie eine Form des Gießkannenprinzips aus dem guten alten Sozialstaat.
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