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Die Drei-Affen-Politik

betr.: „Zwischen anthroposophischen Fronten“ u.a., taz vom 19. 7. 00

Ich kann von folgendem Vorfall berichten, der für mich symptomathisch für die Waldorfideologie ist: Mit meinem damaligen Freund war ich bei einer Waldorflehrerin zu Besuch, und wir untersuchten eine Kupferkugel, die offenbar ein „Innenleben“ hatte. Auf die Frage hin, was das zu bedeuten habe, kam die Antwort, die Kugel sei dazu da, Linkshändern das Benutzen der rechten Hand anstatt der linken anzutrainieren, denn linkshändige Motorik sei eine Willensschwäche. Nun war mein Freund Linkshänder und antwortete, dass die Ausrichtung der Motorik aber erwiesener Maßen angeboren sei. Darauf die Antwort der Lehrerin: „Ja, dann ist das eine angeborene Willensschwäche.“

Ich bin der Waldorfpädagogik gegenüber nicht negativ eingestellt, denn in meiner Familie hat sowohl die Schule als auch die Anthroposophie Tradition (auch wenn ich selbst nicht auf einer Waldorfschule war). Die gegenwärtige Diskussion um die Waldorfpädagogik passt allerdings für mich nahtlos zu dem geschilderten Vorfall und zeigt in meinen Augen, dass sich die Waldorfbewegung auf einem gefährlichen Pfad befindet: nämlich dem, sich nicht kritisch mit dem „Überliefertem“ der Gründer auseinander zu setzen. Anstatt Anforderungen und Erkenntnisse der Gegenwart konstruktiv in die Konzepte der Waldorfschulen zu integrieren, wird genau das betrieben, was Christian Füller kritisiert: die Drei-Affen-Politik. INGA BÜHLER, Meldorf

„Dies ist ein Streit um Grundsätze“, wie die Autorin richtig bemerkt. Aber wir wollen wissen: Auf welcher Seite stehst du, taz? Nicht deshalb, weil wir nicht über Freund-Feind-Schemata hinausdenken können, sondern weil wir meinen, dass eine sich als kritisch verstehende Zeitung nicht darum herumkommt, aus eigenen Erkenntnissen („Rassismus ... zentraler Bestandteil der Anthroposophie“) Taten folgen zu lassen. „,Report‘ ... hatte sich klar entschieden.“ Sie versuchten, das unnütze Argumentieren über Glauben, Meinen und persönliche Erfahrungen zu überwinden: durch Schriftenstudium.

Die taz scheint jedoch nicht so mutig, sich mit den Anthros anzulegen. Statt Recherche und vor allem wegen fehlender Analyse bleibt es dabei, scheinbar zufällige Interviewaussagen aneinander zu fügen – Ausgewogenheit über alles. Auf der Meinungs(!)seite gar die absurde Hypothese, Rassismus könnte ja als Anregung zur Textkritik verbreitet werden. [...].

Wie viele Diskussionen und „neue“ Entdeckungen braucht die taz noch, um endlich aufzuhören, selbst dazu beizutragen, dass diese Ideologie auf ihren Schwerpunktseiten weiter verbreitet wird? A. BRANDT, Bielefeld

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