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■ Die Diskussion um den Somalia-Einsatz schadet dem Somalia-Einsatz – Wenn die Heimatfront wackeltFriede den Soldaten

Deutschland ist, mal wieder, aufs höchste gefährdet. Nein, es geht hier heute nicht um Rechtsextremismus oder den Konjunktureinbruch. Sie liegen auch völlig falsch, wenn Sie jetzt weise Worte zur Arbeitslosigkeit, Bad Kleinen oder der wachsenden Kriminalität erwarten. Es geht um Soldaten. Die, das hat dankenswerterweise Jürgen Rüttgers, seines Zeichens Parlamentarischer Staatssekretär der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, entdeckt, fühlen sich durch die Parteiendiskussion um den Somalia-Einsatz schwer verunsichert. Nicht nur Sturmgepäck und G3-Gewehr lasten auf ihren Schultern, sondern auch die schnöde Heimatfront, derer sie sich nicht sicher sein können. Man stelle sich vor: vor ihnen Aidid-Rebellen, im Rücken die bröckelnde Solidarität der Nation. Wie soll man da noch ordentlich humanitäre Hilfe leisten, wenn der Dolchstoß droht?

„Wir kennen keine Parteien mehr, wir kennen nur noch Deutsche“, rief Kaiser Wilhelm einst – zugegebenermaßen zu nicht ganz ähnlicher Gelegenheit –, und alle hielten sich vier Jahre brav daran. Geholfen hat das, wie bekannt, nicht viel. Der Krieg ging verloren und der Kaiser in Pension in den Niederlanden. Fortan schwebte die Dolchstoßlegende über der Sozialdemokratie, weswegen sie sich seitdem wacker um das Wohl des Staates müht.

Der Kaiser ist zwar zwischenzeitlich verstorben, aber wir haben ja Jürgen Rüttgers. Eingedenk früherer Erfahrungen verlangt der jetzt einen „Burgfrieden“. Die Diskussion um den Somalia-Einsatz schade dem Somalia-Einsatz. Mancher möge daraus den Schluß ziehen, dann doch den Somalia-Einsatz bleiben zu lassen. Rüttgers jedoch will lieber die Diskussion beenden. Und wenn nicht? Vorsicht, ihr mosernden Sozis, es naht der Dolchstoß! Am Ende seid ihr's gewesen, die eine schmähliche Niederlage oder gar den Rückzug aus Afrika zu verantworten habt.

Wie sprach der Kaiser doch einst? „Wir leben in herrlichen Zeiten!“ Dem ist nichts hinzuzufügen, meint Klaus Hillenbrand

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