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■ Mit der Postbank auf du und duDie Deutsche greift zu

Berlin (rtr) – Die Post, die Deutsche Bank und die Schweizerische Rückversicherungs- Gesellschaft wollen die bundeseigene Postbank schlucken. Die Deutsche Post AG bestätigte inzwischen Angaben der FAZ über ein Angebot von 3,1 Milliarden Mark, die die drei Konzerne für 75 Prozent der Aktien an den Bund überweisen wollen. Ab dem 1. Januar 1996 sollen dann 40 Prozent der Post, 20 der Deutschen Bank und 15 der Schweizerischen gehören.

„Unfreundlich“ sei das Angebot und darüber hinaus viel zu niedrig, hieß es dazu am Samstag bei der Postbank. Immerhin hätte die Postbank, im Gegensatz zur Post AG mit ihren satten 2,9 Milliarden Mark Verlust, im letzten Jahr Gewinn eingefahren, wenn auch nur bescheidene 51 Millionen Mark. Laut einem neuen Gutachten sei die Postbank insgesamt sechs Milliarden Mark wert. „Es drängt sich der Verdacht auf, daß Post und Deutsche Bank ein Schnäppchen machen wollen“, so eine Mitteilung der Postbank. Die Deutsche Bank will angeblich ihren Anteil beim geplanten Börsengang der ehemals gelben Bank breit streuen. Wenn das Gutachten die Postbank richtig einschätzt, wären dann satte Gewinne fällig, weil die Aktien zu einem höheren Kurs verkauft werden könnten.

Die Aussichten für den Coup stehen jedoch nicht schlecht. Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) hat „viel Sympathie“ für das Angebot. Auch Bundeskanzler Kohl und Finanzminister Waigel hätten schon zugestimmt, meldet die FAZ. Mit der Übernahme soll das stark rückläufige Finanzgeschäft in den 17.000 Filialen angekurbelt werden. Durch die Schweizer Rück sollen auch Versicherungen angeboten werden.

Die Postbank vermutet aber auch, daß die Post AG Kosten für den Unterhalt der Schalter abwälzen will. Für die Nutzung der Schalter in Postämtern überweist die Postbank derzeit pauschal eine Milliarde Mark pro Jahr an die Post. Die Filialen schlagen in der Bilanz der Post mit vier Milliarden Minus ins Kontor.

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