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Archiv-Artikel

Die Deutsche Börse profitiert von den Fusionen der anderen Noch globaler geht nicht

Keiner will die Deutsche Börse. Sie steht ganz allein da, während all ihre großen Konkurrenten fusionieren. Die US-Technologiebörse Nasdaq hat kürzlich 25,1 Prozent der LSE in London gekauft. Und jetzt will sich die europäische Mehrländerbörse Euronext definitiv mit der Nyse aus New York zusammentun. Das intensive Werben der Deutschen Börse wurde hingegen verschmäht. Da kommt bei vielen schnell die Urangst auf, der hiesige Standort sei bedroht. Denn es scheint ja auch bestens ohne die Deutschen zu gehen.

Zu diesen Untergangsfantasien passt jedoch nicht, dass der Kurs der Deutschen Börse nicht in den Keller stürzte, sobald sich die Nachricht verbreitete, dass aus der Fusion mit Euronext nichts wird. Offensichtlich bleiben die Anleger gelassen. Und man kann sie verstehen. Schließlich ist nicht jede transatlantische Fusion automatisch ein prächtiges Geschäft, wie DaimlerChrysler jahrelang erleben musste.

Größe und Gewinn sind nicht das Gleiche. Jetzt ist die Deutsche Börse zwar immer noch allein, deswegen ist sie aber noch keineswegs abgehängt im internationalen Handel. Auch ohne Großfusionen ist der Finanzmarkt schon jetzt total globalisiert. Die internationalen Banken operieren längst an allen Börsen. Für die Börsen ist das nicht immer schön: Ihre Gewinnmargen geraten unter Druck. Nun versucht die Nyse, ihren Profit durch schiere Größe zu steigern. Sie setzt letztlich auf das Prinzip Discounter. Die Masse soll den Gewinn bringen.

Diese Strategie mag funktionieren, aber sie ist extrem riskant. Denn vorerst ist nur klar: Die Fusion kostet 8 Milliarden Euro. Diese Summe hat die Deutsche Börse nun gespart – und kann sie einsetzen, um den Stammkunden attraktive Konditionen und Leistungen zu bieten. Deshalb ist noch längst nicht sicher, dass die Nyse den Konkurrenzkampf gewinnt. Wie immer das Börsenspiel ausgeht: Weder für den Standort Deutschland noch für die Anleger ist das Ergebnis von Belang. Noch globaler als heute kann der Finanzmarkt nicht mehr werden. ULRIKE HERRMANN