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Die "DeuKische Generation"Mal ohne Migrationshintergrund

Die jungen "Deuken", Deutsche und Türken zugleich, kämpfen mit ihrem Verein für das Selbstbewusstsein einer neuen Generation.

Die "Deuken", so die Kurzform, verstehen sich als Vermittler zwischen Deutschen und Türken. Und das nach solchen WM06-Fahnen... Bild: dpa

Aylin Selçuk wuchs in Wilmersdorf auf und machte ihren Schulabschluss auf einem Gymnasium im Grunewald. Für ihre Abiturprüfung musste sie ein Referat halten und wählte das Thema "Migrantenkinder in Problemvierteln". Da verstand sie zum ersten Mal, dass Migrantenkinder manchmal nur Klischees bedienen, weil sie meinen, sie bedienen zu müssen.

Selçuk erzählt von Ali. Er ist aggressiv, sagt sie, weil er in Neukölln lebt. Er interessiert sich nicht fürs Lernen, weil Türken sich nicht fürs Lernen interessieren. "Da habe ich mich gefragt: Würde ich Zahnmedizin studieren, wenn ich nicht so bildungsbewusste Eltern hätte, wenn ich in Neukölln und nicht in Wilmersdorf aufgewachsen wäre?" Genau aus diesen Gründen gründete sie vor zwei Jahren den Verein "Die DeuKische Generation". Die "Deuken", so die Kurzform, verstehen sich als Vermittler zwischen Deutschen und Türken. Sie gehen in die Schule, um mit Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. Sie gehen zu den türkischen Familien nach Hause und erklären ihnen auf Türkisch die Möglichkeiten, die ihre Kinder im deutschen Schulsystem haben. Umgekehrt sprechen die Deuken mit Lehrern, um sie für die türkische Kultur zu sensibilisieren.

Nicht alle sind von diesem Ansatz nur begeistert: Güner Balci hat dreizehn Jahre als Sozialarbeiterin in Neukölln für den Verein MaDonna Mädchenkult gearbeitet. Ihre Erfahrungen hat die heute freie Journalistin in ihrem Buch "Arabboy" verarbeitet. Sie findet es falsch, dass Türken Türken helfen. "Das mag in den 80er-Jahren gut gewesen sein, aber jetzt muss auch die deutsche Gesellschaft Verantwortung übernehmen", sagt die geborene Neuköllnerin. Für sie ist die DeuKische Generation ein "türkischer Abiturientenverein", der nichts "Weltbewegendes" sei. "Eine Elite, die die Realität leugnet. Sie kämpfen gegen Vorurteile, die in Wirklichkeit die Lebensrealität vieler Jugendliche mit Migrationshintergrund sind." Kindern aus sozial schwächeren Familien sei mit diesem Verein nicht geholfen, meint sie.

.Aylin Selçuk hält dagegen: "Unser Ziel ist ja gerade, auch die Schwächeren mitzunehmen." In dem Verein, der mittlerweile 60 Mitglieder hat, sind nicht nur Gymnasiasten, Berufstätige, Studenten, sondern auch Hauptschüler. "Das schöne ist der Mix. Wir lernen gegenseitig voneinander." Begeistert sind auch Politiker: "Hinter der DeuKischen Generation steht eine tolle Idee", sagt Cem Özdemir, Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. "Wenn sie Akademiker werden, wächst daraus auch Verantwortung für die Gesellschaft." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, unterstützt die DeuKische Generation mit Leidenschaft. "Die Deuken vermitteln: Wir gehören dazu und wollen mitgestalten", sagt sie. "Das ist großartig." erklärte sie der Wochenendausgabe der taz, der sonntaz. Was Schüler aus Halle die "Deuken" gefragt und welche Antworten sie bekommen haben? Lesen sie weiter in der sonntaz!

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8 Kommentare

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  • B
    buckelwal

    Unter Kids, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, die türkisch sprechende Bekannte und/oder Verwandte haben, oder selbst türkisch sprechen, lohnt sich die türkische Homepage von Greenpeace weitergesagt zu werden: http://www.greenpeace.org/turkey/

     

    Und weil wir schon bei 'Migrationshintergrund' u.s.w. ein im Artikel erwähnte Autorin ein Buch mit dem Titel Arab Boy geschrieben hat, es gibt auch eine arabisch-sprachige Seite von Greenpeace: http://www.greenpeace.org/lebanon/ar/

    obwohl die allerdings eigtl. spezieller für den Libanon ist, aber es könnte durchaus anregend auch für andere sein, die gern mal eine gute Website auf Arabisch lesen ...

     

    n.b. um voreiligen schlüssen vorzubeugen: auf den beiden genannten websites geht's nicht nur um wale (überwiegend sogar um ganz andere dinge).

  • SW
    Stanley Williams

    frau balci, wie kommen sie darauf, dass türken den türken helfen? ist diese aktive studentin nicht deutsche? ok, zwar mit kulturell anderem hintergrund als ich, aber doch deutsch!?

     

    sie sollten keine bücher schreiben, sondern nen gemüseladen in kreuzberg eröffnen..........

    da macht mal jemand etwas konstruktives, alles was sie dazu beitragen können ist meckern. sie sind ja deutscher als ich!!!! WEGTRETEN!!!!!!!!

     

     

    danke Aylin Selçuk, gutmenschen wie sie braucht dieses land, leider sehr sehr dringend...

  • BV
    Brian von Nazareth

    Die Deuken sind alles Schläfer, die die geheime Islamisierung Deutschlands voran treiben wollen. Bei meinen Recherchen habe ich entdeckt, mit welchen üblen Mitteln sie arbeiten: http://moslem.blogger.de

     

    Dort wird beschrieben, mit welchen subtilen Methoden sie im Untergrund wirken.

  • M
    Magog

    Wenn man offenen Auges durch die Straßen geht, kann

    man nicht feststellen, dass es den "Deuken" an

    Selbstbewusstsein mangelt.

     

    Im übrigen ist es ja nicht so, dass diese Leute sich

    zwangsweise in Neukölln konzentrieren, vielmehr

    verlässt die ursprüngliche Bevölkerung einen solchen

    Stadtteil und Wohnungen können fortan nur noch an

    diesen Personenkreis vermietet werden.

  • B
    Bäääääärärrk!

    Sehr nett Frau Böhmer! Das finde ich ja toll das wir im eigenen Lande dazugehören und zumindest mitgestalten wollen. Warum siedeln Sie nicht um z.B. in die Türkei, am besten nach Anatolien, gründen dort so einen Verein in der Hoffnung das die Türken Ihre deutsche Art als Frau zu leben mitgestalten wollen. Da werden Sie aber Ihr blaues Wunder erleben.

  • T
    traumtänzer

    Ein toller Ansatz, finde ich!

     

    Helfen kann letztlich doch nur ein Bewusstseinswechsel bei den Zuwanderern. Das Eltern den Wert von Bildung begreifen und Ihre Kinder zumindest dazu anhalten "fleißig zu sein und den Spracherwerb und die Schule ernst zu nehmen" -das kann der Staat niemals mit finanziellen Mitteln erreichen. Letzlich sind hier auch die Zuwanderer selber angehalten diese Ziele hochzuhalten und beispielsweise in Ihren Organisationen, Kirchen und Vereinen zu vermitteln.

     

    Es wundert mich, dass diese Punkte anscheinend auch nie auf den sogenannten Integrationsgipfeln angesprochen werden (zumindest habe ich davon noch nichts mitbekommen).

     

    Vielleicht ist diese Forderung aber auch einfach unpopulär, weil sie außer viel Mühe nichts kostet....

  • AB
    andrea berger

    Liebe Taz, schon mal was von Tüdeutschen gehört? Nein? Eben. Deshalb sollte es auch keine "Deuken" geben. Keine zwei Fahnen, keine zwei Sprachen sondern gleiches Recht für alle: Deutsch.

  • V
    vic

    Ein schöner Ansatz.

    Wahr ist aber auch; die Realität der meisten Migrantenkinder heißt Neukölln, nicht Wilmersdorf.

    Die meisten Deutschen hingegen wollen nicht integrierte Migrantenkinder, sie ziehen abgeschobene Migrantenkinder vor.