: „Die Demos haben neue Bündnisse entstehen lassen“
Carlotta Wittenberg, Rosenheim
Drei Demos habe ich 2024 angemeldet, die sich auf die Correctiv-Recherche bezogen – und auch 2025 kurz vor der Bundestagswahl noch einmal. Die Pandemie hatte viele aktivistische Strukturen lahmgelegt, doch nach den Enthüllungen zum Potsdamer Treffen war die Resonanz riesig.
Ich habe Bürger*innen gegen rechts ins Leben gerufen – ohne Parteien oder große Organisationen. Ich wollte gezielt Menschen auf die Bühne holen, die sonst kaum gehört werden: Menschen mit Migrationsgeschichte, mit Behinderung.
Die Demos haben neue Bündnisse entstehen lassen – in Rosenheim und Prien am Chiemsee. Besonders stolz bin ich auf die Omas gegen Rechts Rosenheim, die sich durch eine meiner Demos gegründet haben. Sie machen seither regelmäßig Aktionen und unterstützen auch meine Aktionen.
Aufklärung muss nicht nur in Städten passieren. Auch in Dörfern kippt die Stimmung. Bei einem Stand der Omas gegen Rechts hatte ich ein Gespräch mit Leuten aus einem Trachtenverein – höflich, aber voll mit AfD-Argumenten.
Die Demos 2024 haben ein starkes Gefühl von Solidarität erzeugt – es fühlte sich an wie eine Brandmauer. Viele Menschen sind zum ersten Mal aktiv geworden. Das stärkt auch mich. Freund*innen und Menschen, die sagen: „Danke, dass du das machst.“ Und die Überzeugung, dass Schweigen keine Option ist. Ich kann nicht sicher sagen, ob es gereicht hat – aber ich weiß: Wenn wir nichts gemacht hätten, wäre die Lage schlimmer. Vielleicht gäbe es dann Gruppen wie die Omas gegen Rechts Rosenheim nicht. Ich hoffe, dass wir Menschen gestärkt haben, sich zu positionieren.
Demokratie ist ein lernendes, verletzliches System – das uns Mitbestimmung und Freiheit gibt, das Minderheiten schützt und stille Stimmen hört.
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