Kommentar: Die CDU ist gefragt
■ Affäre Pflugradt wird zur CDU-Affäre
Die Unschuldsvermutung gilt, bis jemand rechtskräftig verurteilt ist. Volksvertreter stellen sich aber selbst ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, sie müssen sich an höheren Maßstäben messen lassen. Wenn jemand zu erheblichen Vorwürfen zunächst „Alles Quatsch“ sagt und nach Wochen, wenn sich Vorwürfe erhärten, sagt: Das war keine Straftat, dann mag das als Ausrede und Verteidigungsstrategie eines Bürgers Pflugradt hingenommen werden. Ein Fraktionsvorstand darf sich solche Spielchen nicht leisten. Er muß sich vorwerfen lassen, daß er die Öffentlichkeit und auch seine eigene Partei hinters Licht führen wollte. Im Zusammenspiel mit den ausgebliebenen Ermittlungen des CDU-Mitgliedes und Staatsanwaltes von Bock riecht das Ganze nach einem kleinen CDU-Skandal.
Es liegt auf der Hand, daß Pflugradt darauf gesetzt hat, daß der Staatsanwaltschaft in seinen Ermittlungen nicht weit kommt. Wenn die Presse nicht hinter dem Fall hinterhergewesen wäre, wäre es möglicherweise so gekommen. Jedem kleinen Gauner ist das zu gönnen. Aber kann sich die CDU einen Repräsentanten leisten, der auf sowas setzt?
Fragen über Fragen bleiben offen. Etwa die, warum der Staatsanwalt, der offiziell gegen „unbekannt“ ermittelte, ein Telefongespräch mit dem CDU-Politiker Pflugradt führte und davon keinen Vermerk für die Akten anfertigte. Klaus Wolschner
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