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Archiv-Artikel

Die Blockade der CDU-Männer KOMMENTAR VON BETTINA GAUS

Manchmal gehen sich Partner so sehr auf die Nerven, dass sie sich trennen, obwohl dieser Schritt beiden schadet. Deswegen ist auch nicht auszuschließen, dass die große Koalition die Legislaturperiode nicht übersteht. Aber es ist unwahrscheinlich. Ein Bruch des Bündnisses würde das ohnehin ramponierte Ansehen der Volksparteien weiter schädigen, vorgezogene Neuwahlen können sie nicht wünschen. Deshalb wird sich die schwarz-rote Regierung durchwursteln und Entscheidungen treffen, an die sie selbst nicht glaubt. Doch, doch: Die sogenannte Gesundheitsreform wird nun schon beschlossen werden.

Die SPD kann wenigstens hoffen, dass die neue Lichtgestalt Kurt Beck weiter an Profil gewinnt. Die Union hat nicht einmal eine solche Hoffnung. Angela Merkel ist nicht populär, sie hat sich keinen Amtsbonus erarbeitet, sie ist führungsschwach – und das ist auch kein Wunder, denn um eine Richtung vorgeben zu können, muss man erst einmal selbst wissen, wo es eigentlich langgehen soll. Das weiß sie offensichtlich nicht.

Die Union hat jedoch nicht nur mit Angela Merkel ein Problem. Eine noch größere Belastung ist die Tatsache, dass zahlreiche Ministerpräsidenten ganz offensichtlich ihre Gefühle nicht im Zaum halten können. Üble Nachrede, Hohn und Schadenfreude sind durchaus verständliche Reaktionen auf die narzisstische Kränkung, dass jemand anderes einen Job bekommen hat, den man selber gerne machen möchte. Aber ein Verhalten kann verständlich sein – und trotzdem sehr dumm.

Angela Merkel wird Wahlen nicht allein verlieren, und sie kann sie gewiss nicht allein gewinnen. Vielleicht wären einige ihrer Parteifreunde tatsächlich besser für ihr Amt geeignet als sie selbst. Von den möglichen Kandidaten wird jedoch keiner zugunsten eines anderen zurücktreten. Diese Blockadesituation lässt derzeit kein Szenario realistisch erscheinen, das auf einen Wechsel an der Spitze hinausliefe. Im eigenen Interesse müssten die Ministerpräsidenten deshalb eigentlich alles tun, um der ungeliebten Kanzlerin unter die Arme zu greifen – statt sich an ihren Fehlern zu delektieren. Dafür jedoch sind die vermeintlich so nüchternen Männer zu gefühlsbetont.