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Die Bilanz des Hertha-Managers HoeneßEin Unvollendeter muss gehen

Dieter Hoeneß war 13 Jahre lang nicht nur Manager von Hertha BSC, er war Hertha BSC.

Andere waren "Hertha": Nach 13 Jahren verlässt Dieter Hoeneß Hertha BSC. Bild: ap

BERLIN taz In der letzten Zeit hatte sich nicht nur Dieter Hoeneß bei den Schreibern blicken lassen, sondern auch Werner Gegenbauer erschien nach Spielende im Bauch des Olympiastadions. Während Hoeneß meist im dunkelblauen Anzug anrückte, hatte sich der Präsident manchmal ein Hertha-Trikot übergestreift. Hoeneß kam eigentlich nie im Leibchen. Solche Gesten der Anverwandlung hatte der Manager nicht nötig, denn er war Hertha BSC.

Hoeneß repräsentierte den Verein mit wuchtigem Konterfei, rustikalem Charme und einem Gestaltungswillen, der den Hauptstadtclub in die Champions League und den Europapokal brachte. In dieser Saison geriet Hertha BSC sogar auf den Radar der linksliberalen - und meist zugereisten - Fußballfans der Stadt. Das ist nicht wenig.

Hertha war plötzlich en vogue. Dass Hoeneß just in dieser Phase unehrenhaft aus dem Amt gedrängt wird, ist sicherlich tragisch für den Geschassten. Die Neuen um Fan-Funktionär Gegenbauer werden versuchen, künftig mit dem Pfund des Imagewandels zu wuchern, doch mit dem Rauswurf von Hoeneß haben sie das Bild von der sympathischen Hertha bereits wieder angekratzt. Schnell könnte die Rede sein vom herzlosen Akt technokratischer Ökonomen, von einer Hertha, die ihre jüngere Vergangenheit abstreifen will, es könnte vom neoliberalen Unternehmergeist die Rede sein, der im Olympiastadion umgeht. Fakt ist: Hertha verliert in Hoeneß eine Attraktion. So mancher Fan, der sich noch an die weniger glorreichen Zeiten bei Hertha BSC erinnern kann, wird seinen Weggang bedauern.

Es gab reichlich Material, das gegen Hoeneß verwendet werden konnte: Der Titel fehlte, die Schulden drückten, der Handlungsspielraum war dadurch recht klein. Hoeneß Amtszeit bleibt auf jeden Fall unvollendet. Er versuchte, den Erfolg zu erzwingen, indem er mehr und mehr Kompetenzen an sich riss. Das führte innerhalb des Vereins zu einem Defizit an Demokratie. Hoeneß wurde zum Allesgestalter und Übervater des Klubs. Diese Art des Zentralismus, den manche für Despotismus hielten, wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Er konnte kein Rollenspieler sein. Insofern war er unmodern geworden, jedenfalls für jene Quereinsteiger, die sich einen Verein wie ein modisches Kleidungsstück überstreifen. Gegenbauers Präsidium wird jetzt daran gemessen werden, ob es die neue Ära ohne größere Reibungen und Diadochenkämpfe begründen kann.

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1 Kommentar

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  • SK
    S. Kühne

    Ich gehöre zu den Zuschauern seit den Siebziger Jahren - und nein, ich werde Herrn Hoeness nicht vermissen.

     

    Die einzigen, die das tun, sind wahrscheinlich die Berater obskurer brasilianischer Spieler.