: Die Axt im Landeswald
Um die Verluste mit dem schleswig-holsteinischen Wald zu beenden, beschließt die Regierung in Kiel die Umwandlung der Landesforsten in eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Personalabbau und Gebühren sollen die Wende bringen
Die schleswig-holsteinischen Landeswälder sollen bis 2012 kostendeckend arbeiten. Dazu werden sie 2008 in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt, die dann die Axt bei Angestelltenzahlen und Bäumen ansetzen soll. Gestern beschloss das Kieler Kabinett einen entsprechenden Gesetzentwurf, der bereits im Sommer diskutiert worden war (taz berichtete).
Die neue Anstalt solle „nach wirtschaftlichen Grundsätzen“ arbeiten, so Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher. Derzeit bringen die Landeswälder jährlich 10 Millionen Euro Verlust. Vorgaben, wie viele Bäume fallen sollen, wolle er nicht machen, sagte von Boetticher: „Mal mehr, mal weniger – wie der Markt es vorgibt.“ Dann schob er noch schnell nach: „Und nachhaltig und ökologisch.“ Einen „Ausverkauf der Landeswälder“ werde es nicht geben, bei Verkäufen behalte das Parlament Mitspracherecht.
Kritiker, darunter die FDP und die Grünen im Landtag, bezweifeln das: „Entbehrliche Flächen und Splitterwald“ könnten einfacher an Privatleute abgegeben werden. „Die Waldverkäufe haben noch kein Ende genommen“, so Günther Hildebrand (FDP). Das neu gegründete „Aktionsbündnis Wald“ kritisierte, dass Gemeinwohlbelange – Waldpädagogik und Naturschutz – in den Hintergrund treten würden.
Tatsächlich will von Boetticher Naturwaldflächen reduzieren und pflegeaufwendige Gebiete an die Stiftung Naturschutz abgeben. Für Gemeinwohlaufgaben, die heute rund 7,2 Millionen Euro pro Jahr kosten, sind mittelfristig nur noch 4,2 Millionen Euro vorgesehen. Erreicht werden soll das durch Einsparungen, aber auch durch Gebühren: Vereine oder Kommunen könnten für Trimm-dich-Pfade, Reitwege und Bänke zuzahlen. Sponsoren sind erwünscht.
Heute arbeiten in der Forstverwaltung rund 300 Menschen. Die neue Anstalt soll „in der Endstufe“ 150 Personen beschäftigen, darunter 20 Azubis. Kündigungen sind nicht geplant, Personal wird versetzt oder in Vorruhestand geschickt. Die Arbeit im Wald leide darunter nicht: „Zwei, drei große Maschinen“ werden die Arbeiter ersetzen. Von Boetticher betonte, dass andere Länder, etwa Niedersachsen, viel früher Personal eingespart habe, Schleswig-Holstein ziehe nur nach.
Den Plan, die Anstalt in Schleswig-Holstein mit der niedersächsischen zu vereinigen, hat das Kieler Kabinett abgelehnt. „Unser Einfluss wäre dann zu gering“, sagte von Boetticher.
ESTHER GEISSLINGER