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Archiv-Artikel

JENNI ZYLKA DER WOCHENENDKRIMI Die Autorin und das Biest

Frauenregisseur“ klingt zwar spießig, ist aber nett gemeint. Auch in François Ozons 2002 entstandenen Thriller „Swimming Pool“ geht es um zwei Frauen: die mittelalte, miesepetrige, schreibblockierte britische Bestsellerautorin Sarah (Charlotte Rampling), die auf der Suche nach Inspiration im französischen Landhaus ihres Verlegers überraschend auf dessen sexy Tochter Julie (Ludivine Sagnier) trifft.

Und das Wasser, das im ersten Bild unheilverkündend schmuddelig durch die Themse gluckst und seine Entsprechung später im mit Dreck und Blättern zugemüllten Pool des Landhauses findet, spiegelt Sarahs Seele wider: Schon bald, während Julie lautstark einen French Lover nach dem anderen auf dem Sofa vernascht und zwischendurch ihren perfekten Körper im Badeanzug ausstellt, eskaliert das Verhältnis. „Sie sind nur eine frustrierte Engländerin, die über schmutzige Sachen schreibt, sie aber nie macht“, wirft Julie Sarah vor. Sarah beginnt also, die Julie in sich zu entdecken und über sie zu schreiben. Spätestens als sie das erste Mal selbst durch den Pool schwimmt und sich hernach in die Sonne aalt, ist klar, dass Julie und Sarah zwei unterschiedliche Seiten der gleichen Medaille sind.

Aber dann passiert der Mord, wie auch in Sarahs Büchern üblich: Der reizende Kellner Franck, der Sarah bei ihren Besuchen im Dorf bereits aufgefallen war, wird nach einer verkrachten Nacht mit Julie von der jungen Frau erschlagen. Sarah und Julie machen gemeinsame Sache, um die Leiche loszuwerden.

Ozon sind Symbole wichtiger als der Plot, schwärmerisch umarmt seine Kamera die Frauenkörper bei der Inszenierung der immer absurderen Handlung. Am Ende steht eine glückliche, bunt gekleidete Sarah auf dem Balkon des Landhauses und winkt einer Blondine zu. Was Filmhandlung, was Roman und was Sarahs Einbildung ist, hat sich da längst aufs Innigste verwoben.

„Swimming Pool“, Sa., 23.25 Uhr, Eins Festival