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Die Apanage ist gestrichen

Der letzte König verzichtet auf den Thron – und lässt die Einsicht in seine politischen Fehler vermissen

HOYERSWERDA, 13. NOVEMBER 1918 taz ■ Der letzte sächsische Monarch hat gestern nach langem Zögern abgedankt. Innenminister Dr. Koch teilte dem Dresdener Arbeiter- und Soldatenrat mit, „dass Seine Majestät der König auf den Thron verzichtet hat“. Eine entsprechende Urkunde habe Friedrich August III. im Beisein des nationalliberalen Ministerpräsidenten Rudolf Heinze auf Schloss Guteborn bei Hoyerswerda unterzeichnet. Der Regierungschef habe dem nach Preußen geflüchteten Monarchen klar gemacht, dass ein solcher Schritt „angesichts der Lage“ unausweichlich sei.

Der Landtagsabgeordnete Karl Sindermann (SPD) kommentierte den Abgang des Monarchen mit den Worten: „Nun wird er wohl sagen: Machd eiern Drägg alleene.“ In Hofkreisen hieß es dagegen, dieses Zitat könne unmöglich vom König selbst stammen. Eine solche Äußerung schlage „der Auffassung von seinem hohen Amt geradezu ins Gesicht“. Der Regent habe lediglich gesagt, er wolle nicht im Wege stehen, „wenn meine Sachsen glauben, ohne mich glücklicher zu sein“. Auch Vertraute ließen allerdings durchblicken, dass der Monarch keinesfalls aus politischer Einsicht zurückgetreten sei. Er lebe weiterhin in dem Glauben, „stets den besten Willen gehabt“ und „seine Pflicht erfüllt“ zu haben. Daher trage er nach eigener Auffassung „an dem schlimmen Ausgang sowie dem Thronverzicht keinerlei Schuld“. Seinen Ratgebern, die zur Flucht drängten, habe er noch kurz vor der Abreise aus Dresden erklärt: „Ich hawe den Leiten nischt gedahn, und die duhn mir ooch nischt.“

Während der sächsische Herrscher bei vielen Untertanen äußerst beliebt war, stieß der aufwändige Hofstaat zuletzt auch auf harsche Kritik. So sah der Schriftsteller Ludwig Renn in den höfischen Zeremonien „Reste prähistorischer Anschauungen“. Ob sich der abgetretene König aus dem politischen Geschehen künftig heraushält und wo sein Lebensmittelpunkt liegen wird, ist zur Stunde noch unklar. Der Arbeiter- und Soldatenrat gab bekannt, vom 1. Dezember an seien die Apanagen gestrichen. „Alle Besitztümer des vormaligen Königs von Sachsen“ würden beschlagnahmt. In Sibyllenort bei Breslau besitzt der Monarch allerdings ein Anwesen außerhalb Sachsens. Politische Beobachter vermuten, dass er sich dorthin zurückziehen wird.RALPH BOLLMANN

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