Die Angst vor dem Super-DAU

Wie schön könnte das Leben sein. Nachmittags und am frühen Abend ein wenig arbeiten, später, etwa ab 2 Uhr, wenn es die Telekom erlaubt, im Web surfen, Nachrichten lesen, Ideen mit Leuten in aller Welt austauschen, die sonst niemand hören mag. So werden die Nächte lang. Lästig sind die Ladenschlußzeiten. Um sechs macht Bolle zu, da muß man sich schon den Wecker stellen.

Noch lästiger ist der gemeine DAU, der dümmste anzunehmende User. Seit die Medien mit voller Breitseite über Begriffe wie „Information Superhighway“, „Internet“, und ähnliches dozieren, ohne daß die meisten Autoren die leiseste Ahnung davon haben, glauben Kreti und Pleti schon dazuzugehören, wenn sie zweihundert Mark auf den Tisch des Modemverkäufers blättern.

Nee, Leute, so einfach ist das nicht. Das merken sie dann zu Hause. „Hey, ich hab' mir ein Modem gekauft!“ tönt es aus dem Telefonhörer. Ich hätte schon am Klingeln merken müssen, daß das nicht gutgehen kann. Der Mensch

hat gestern noch nicht gewußt, wie er eine Seitenzahl in seiner Textverarbeitung positioniert. Und nun das. „Ach!“ – eine andere Antwort fällt mir absolut nicht ein. „Ich dachte, daß ich mich mal im Internet einlogge...“ Weia, wo hat er das gelesen? DFÜ-Sonderheft? „Und was hab' ich damit zu tun?“ frage ich folgerichtig. „Du hast doch Ahnung ...“

Genau da liegt das Problem. Die Hersteller von Hard- und Software sind immer noch nicht in der Lage, ihre Produkte so zu gestalten, daß ein normaler Mensch auf Anhieb damit umgehen kann. „Plug & Play“ ist ein Marketing- Märchen. Richtiger wäre „Plug & Pray“ – anstöpseln und beten. Alte Internet-Hasen wissen das und veröffentlichen die FAQs, die frequently asked questions, eine Zusammenfassung der am häufigsten gestellten Fragen zu Modem, Internet und allem, was dazugehört. Nur liest das niemand, vor allem nicht der gemeine DAU. Der will nicht lesen, sondern haben und machen. Und freundliche Halbwissende mit nächtlichen Anrufen belästigen.