■ Die Anderen: "AL-Kuds" zu der Entscheidung des israelischen Kabinetts über einen Teilabzug aus dem Westjordanland / "Pravo" und "Lidove noviny" (Tschechische Repubik) und "Zycie" (Polen) zum Rücktritt von Ministerpräsident Vaclav Klaus
Die palästinensische Tageszeitung „Al-Kuds“ (Ost- Jerusalem) zu der Entscheidung des israelischen Kabinetts über einen Teilabzug aus dem Westjordanland: „Die israelische Entscheidung über Truppenabzüge ist das Ergebnis internationalen Drucks, nicht der Überzeugung, daß der Friedensprozeß fortgesetzt werden muß. Israel versucht, die ganze Welt zu täuschen und ihr vorzugaukeln, daß es zu Kompromissen bereit ist. Gleichzeitig will Israel es den extrem Rechten mit minimalen Verlusten recht machen.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen müssen die Nahost-Vermittler und die internationale Gemeinschaft mehr Druck auf Israel ausüben. Es muß einsehen, daß die Abkommen nicht so geändert werden können, daß sie den Forderungen der Rechtsextremen entsprechen, die palästinensisches Land besetzten und den Friedensprozeß platzen lassen wollen.“
Die tschechische Zeitung „Pravo“ (Prag) schreibt zum Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Václav Klaus: „Nach 2.914 Tagen der Beteiligung an verschiedenen Regierungen endete für Václav Klaus die Sonnenseite. Der erste tschechische Premier gab den hiesigen Reformen ein Gesicht, dessen Form ihm letztlich das Genick brach. Durch die Verdrängung juristischer und ethischer Grundlagen, die mit der Nichtunterscheidung schmutziger Gelder begann, hinterließ Klaus in der tschechischen Gesellschaft eine unverwischbare Spur. Klaus opferte letzlich zur Rettung der Haut mit seiner berüchtigten Bulldoggen-Verstocktheit sogar die Stabilität des Landes.“
Die liberalkonservative tschechische Zeitung „Lidove noviny“ (Prag) meint dazu: „Das Ende der Regierung Klaus ist für viele Menschen schmerzhaft. Er ist eine Persönlichkeit, zu der man kein gleichgültiges Verhältnis haben kann. Auf unserer politischen Bühne war er ein wirklicher Titan, und um so größer ist das Erdbeben, das seinen Sturz begleitet. Mit nüchternen Blick müssen wir jedoch sehen, daß diese großartige Gottheit leider auf einem Haufen von etwas stand, das nicht allzugut duftet.“
Die konservative polnische Zeitung „Zycie“ (Warschau) schreibt zum gleichen Thema: „Tschechien hat aufgehört, ein Vorbild für ein dynamisches Wirtschaftswachstum zu sein. Die überhöhten Importe haben die Dynamik des Wachstums beeinträchtigt. Noch im vergangenen Jahr versicherten die Wirtschaftsexperten, daß es keine Krise geben wird, weil es sich um die Investitionseinfuhren handelt und die Gewinne nicht für den Konsum verwendet werden. Sie irrten sich – der Tiger hat sich in eine Kröte verwandelt, um die man einen großen Bogen machen muß und aus derer Fehlern man lernen soll.“
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