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■ Die Anderen„Corriere della Sera“ zum Streit in der katholischen Kirche über die Schwangerschaftsberatung / „Argumenty i Fakty“ und der „Standard“ zur Affäre um Clinton / „The Guardian“ über die Probleme um die Waffeninspektionen im Irak

„Corriere della Sera“ (Mailand) zum Streit in der katholischen Kirche über die Schwangerschaftsberatung: Es scheint, als sei der Kulturkampf, der Streit um die Abtreibung zwischen dem Papst auf der einen Seite und dem deutschen Staat und der Mehrheit der katholischen Bischöfe auf der anderen Seite, für den Augenblick etwas abgemildert. Die deutschen Bischöfe haben zu Johannes Paul II. jein gesagt, der sie aufgefordert hatte, die staatliche Beratung zu verlassen, die in Deutschland laut Gesetz einen Schwangerschaftsabbruch erlaubt. Die katholische Kirche unterschreibt in Zukunft nicht mehr die umstrittenen Beratungsscheine, die jede Frau braucht, die eine Abtreibung vornehmen lassen will.

Die Wochenzeitung „Argumenty i Fakty“ (Moskau) schreibt zur Affäre um den Präsidenten Bill Clinton, daß dieser den Puritanismus nicht überwunden habe: Von außen sieht Amerika häufig wie Sodom und Gomorrha aus. Besonders wenn man sich lange die zweitrangige Filmproduktion von Hollywood ansieht oder den jährlichen Umzug der Homosexuellen betrachtet. Aber in Wirklichkeit ist Amerika ein Land, das durch eifrige Christen aufgebaut wurde, sich nach wie vor zum Teil puritanisch verhält und einen der ersten Plätze der Welt bei den Besucherzahlen der Kirchen einnimmt. Diesen Puritanismus hat, wie sich jetzt herausstellt, auch Clintion nicht völlig überwinden können.

„Der Standard“ (Wien) glaubt nicht an Bomben gegen die Sexaffäre: Sollte in den kommenden Tagen tatsächlich ein US-britischer Angriff auf den Irak gestartet werden, werden Kommentatoren in aller Welt die Meinung äußern, das sei Bill Clintons Antwort auf die Sexaffäre im Weißen Haus. Doch so oft diese These auch wiederholt wird, sie bleibt ein Unsinn. Erstens hat es nicht das Weiße Haus gesteuert, daß Saddam Hussein gerade jetzt die Kooperation mit der UNO aufkündigt. Zweitens würde ihm ein Angriff auf den Irak in der Affäre Lewinsky nichts nützen. Die Untersuchungen würden weitergehen, und sollten sich seine Dementis als Lügen erweisen, wäre Clinton mit oder ohne einen Krieg gegen Bagdad fällig.

„The Guardian“ (London) schreibt über die Probleme um die Waffeninspektionen im Irak und einen drohenden militärischen Schlag der USA: Die eigentliche Nachricht aus Washington hat nichts mit Sex zu tun. Es geht darum, daß Pläne für einen neuen Krieg im Nahen Osten aufgestellt werden, und Saddam Hussein soll das Ziel sein. Bill Clinton und Tony Blair waren sich zu Recht einig, daß die Behinderung der Waffeninspektionen eine schwerwiegende Angelegenheit ist. Aber die Antwort darauf kann nicht darin zu finden sein, daß man Streitkräfte in eine mögliche Katastrophe marschieren läßt. Die Suche nach einer nichtmilitärischen Alternative muß viel deutlicher am Horizont sichtbar werden.

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