■ Die Anderen: Die Tageszeitung "Maariv" (Tel Aviv) kommentiert die Möglichkeit eines irakischen Angriffs gegen Israel / "Le Monde" (Paris) schreibt zur jüngsten Irak-Krise / "Il Messaggero" (Rom) meint zum Thema
Die Tageszeitung „Maariv“ (Tel Aviv) kommentiert die Möglichkeit eines irakischen Angriffs gegen Israel: US-Außenministerin Madeleine Albright ist vor allem nach Israel gekommen, um sicherzustellen, daß es im Fall eines britisch-US-amerikanischen Angriffs gegen Irak tatenlos zusieht. Wenn Saddam jedoch erneut Tel Aviv mit Raketen beschießen sollte, kann Israel kaum so ruhig bleiben wie im Golfkrieg. Wir können nicht als Geiseln des Persischen Golfs dienen und Irak keine Immunität gegen israelische Angriffe liefern, wenn dieser uns attackiert. Was wäre, wenn Saddam Israel mit nicht konventionellen Waffen angreifen sollte? Auch die Amerikaner verstehen, daß Israels Reaktion in diesem Fall tödlich wäre. Israels Regierung winkt zwar nicht mit der atomaren Option, damit man sie nicht der Provokation beschuldigt. Jerusalem hat Irak aber sicherlich die notwendige Botschaft übermittelt, um keinen Zweifel daran zu belassen, was ihm blühte, wenn er seine chemischen oder biologischen Waffen an uns ausprobierte.
„Le Monde“ (Paris) schreibt zur jüngsten Irak-Krise: In einem Punkt haben die USA, die sich gerade auf eine Bombardierung des Iraks vorbereiten, recht: Saddam Hussein ist ein gefährlicher Mann. Er regiert mit Terror, Mord und Folter an der Spitze eines Regimes, neben dem die einstigen Praktiken der Borghia als Taten liebenswürdiger Tyrannen erscheinen. Die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates – die das Instrumentarium der Bagdad auferlegten Sanktion verwalten – haben sich angesichts der neuen Krise, die sich ankündigt, einige Sorgen zu machen. Sie führt sie genau dahin, wo man im November 1997 war. Man wird lediglich beobachten, daß die USA sich für erneute Bombardements bereit erklären, ohne in irgendeiner Weise sicher zu sein, den Abgang Saddam Husseins, seine Schwächung oder seine Akzeptierung der UNO-Prüfungskommission zu erreichen. Im Gegenteil. Die Risiken dagegen sind bekannt: Erneute Beeinträchtigung des schon gespannten Klimas im Nahen Osten und mögliche Tote in der zivilen Bevölkerung. Es sind enorme Risiken.
„Il Messaggero“ (Rom) meint zum Thema: Die letzte Hoffnung liegt jetzt in den Händen des Abgesandten, den der russische Außenminister Primakow nach Bagdad geschickt hat. Aber bereits in den vergangenen Wochen scheiterten die russischen Verhandlungsversuche an der Weigerung Saddam Husseins, den Inspekteuren der Vereinten Nationen wieder die Türen zu öffnen. Aber vielleicht glaubt der irakische Diktator immer noch daran, daß die Amerikaner einfach bluffen. Allerdings ist diese Theorie heute ganz und gar unbegründet. Vielleicht um ein erstes Zeichen des guten Willens zu geben, hat Saddam Hussein einen seiner Paläste spät in der Nacht zumindest für eine Gruppe von Diplomaten geöffnet.
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