■ Die Anderen: "France-Soir" schreibt zum Kauf von Rolls-Royce durch BMW / "Le Journal de la Haute-Marne" über UDF / Der "Standard" kommentiert den Wechsel Zeilers vom ORF zu RTL / Zum Wegfall der Grenzkontrollen schreibt "La Repubblica"
Das Boulevardblatt „France-Soir“ aus Paris schreibt zum Kauf von Rolls-Royce durch BMW: Die Deutschen hören nicht damit auf, Rache an den siegreichen Alliierten von 1945 zu nehmen. Rache an den Engländern, denen BMW mit Rolls-Royce das Symbol des automobilen Luxus entrissen hat. Rache an den Franzosen, denen der germanische Vetter den Titel des weltweit größten Käseherstellers abgenommen hat. Unsere Bordeaux-Weine und unsere Pariserinnen leisten noch Widerstand. Aber einen neuen Krieg würden sie nicht überstehen, den wir einmal mehr nur mit US-Hilfe gewinnen würden. Und im Gegenzug würden diese im Friedensvertrag zu Recht verlangen, daß Airbus von Boeing geschluckt werden darf.
„Le Journal de la Haute-Marne“ aus Chaumont beschäftigt sich mit der Krise des rechtsliberalen Parteienbündnisses UDF: Die Krise der UDF zeigt ein weiteres Mal, welche Probleme die französische Form des Zentrismus hat. Ihre Zerbrechlichkeit wurde in den vergangenen Wochen überdeutlich. Grund dafür ist die tiefe Kluft, die innerhalb der UDF zwischen den Anhängern eines christdemokratischen Zentrismus und dem anderen Flügel herrscht, deren Religion vor allem der Wirtschaftsliberalismus ist. Die Entwicklung zeigt, daß der Weg in den großen westlichen Demokratien zum Zweiparteiensystem führt. Man sieht dies auch am Zerfall der deutschen FDP. Deshalb ist es kein Zufall, daß in den Reihen der Gaullistenbewegung manche nicht an eine Neugründung der UDF denken, sondern an eine große Bewegung rund um ihre eigene Partei.
Der Wiener „Standard“ kommentiert den Wechsel Gerhard Zeilers vom ORF zu RTL: Zeiler hat im öffentlich-rechtlichen Gewand vor allem ein Fernsehen nach dem Muster der erfolgreichen deutschen Privatsender gemacht. Das kann man – mit einer Reihe guter Argumente – konzeptionell für falsch halten, kommerziell konnte niemand eine plausible Alternative präsentieren. Der ORF-Chef hat dem ORF auch ein Schlankheitsprogramm verordnet, dessen teilweise Realisierung von Zeilers Managerqualitäten zeugt.
Zum Wegfall der Grenzkontrollen zwischen Österreich, Deutschland und Italien schreibt „La Repubblica“ aus Rom: Außenstaatssekretär Piero Fassino begrüßte das Ereignis als weiteren Schritt hin zur europäischen Integration. Tatsächlich wird innerhalb eines Monats auch der Eintritt Italiens in die europäische Währungsunion besiegelt werden. Zwei wesentliche Schritte, sicher, aber noch nicht ausreichend, um von einer wirklichen „europäischen Union“ zu sprechen. Nach der Revolution des Euro und und jener der Mobilität von Kapital und Menschen steht noch die schwierigste Integration an: die der Außenpolitik. Europa muß fähig sein, konsequent und effizient in offenen Konflikten zu intervenieren.
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