■ Die Anderen: Die linksliberale Tageszeitung "Information" (Kopenhagen) kommentiert die Aussichten der PDS bei den Bundestagswahlen im Herbst / "The Times" (London) und "La Repubblica" (Rom) zu den Friedensverhandlungen in Nordirland
Die linksliberale Tageszeitung „Information“ (Kopenhagen) kommentiert die Aussichten der PDS bei den Bundestagswahlen im Herbst: Acht Jahre nach der Wiedervereinigung verdrängen viele Ostdeutsche, daß der Fall der Mauer ihnen zum Beispiel Telefon, ein besseres Straßennetz und das Recht auf freies Reisen gebracht hat. Sie denken auch nicht daran, daß die Stasi aufgelöst und jede Form von Diskussion und Meinungsäußerung frei ist. Nein, sie gehen statt dessen natürlich vom Leben anno 1998 mit einer Arbeitslosenquote von über 20 Prozent aus.
Morgenluft auf Bundesebene kann die PDS aber auch wittern, weil die politische Landschaft insgesamt in Bewegung ist. Die Grünen haben sich mit ihrem Gerede über einen Benzinpreis von fünf Mark dumm verhalten. Die Partei ist in der Defensive, was Wählerstimmen freimacht. Die PDS erklärt, daß sie mit einer sozialdemokratischen Regierung zusammenarbeiten will. Ob das Stimmen bringt, wird sich zeigen. Vor allem aber führt die derzeitige Lage in Ostdeutschland mit sich, daß man mit Hilfe von DDR-Nostalgie sehr leicht Stimmen sammeln kann.
„The Times“ (London) meint, daß die Nordirland- Verhandlungen der bislang wichtigste Test für Tony Blair seien: Dies ist der schwierigste Moment für Blair seit seiner Wahl zum Premierminister. Es gibt keinen wichtigeren Test für einen britischen Premierminister, als über die Zukunft von Nordirland zu entscheiden. Er muß deutlich machen, daß das vom Konferenzvorsitzenden Mitchell vorgelegte Papier nicht nur für die Ulster Unionists unakzeptabel ist, sondern auch für ihn (Blair) selbst. Die von Mitchell vorgeschlagenen grenzüberschreitenden Institutionen gehen weit über das hinaus, was Trimble und seine Wähler verkraften können. Diese Verhandlungen können nur durch einen Neubeginn gerettet werden.
„La Repubblica“ (Rom) schreibt zu den Friedensverhandlungen in Nordirland: In Nordirland herrscht in der Politik ebenso wie im Krieg ,Stop and Go‘: Große Hoffnungen und kalte Duschen, Massaker und Kampfpausen, bombastische Erklärungen und Geheimgespräche. Und die Paukenschläge sind um so wirkungsvoller, je frenetischer der Marathon für einen Friedensabschluß ist.
Ein Kampf, der fast 30 Jahre dauert, kann für diejenigen, die ihn ausgetragen haben, nicht ohne ein bißchen Blut und Schweiß enden. So war es auch diesmal. Es fehlen nur noch wenige Stunden bis zu jenem Datum, das der britische Premier Blair als Ultimatum für ein Abkommen festgelegt hat. Und pünktlich kam das Nein einer der beteiligten Parteien. Die unionistischen Protestanten bezeichneten den Entwurf als unzumutbar.
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