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■ Die Anderen"La Repubblica" (Rom) und "Le Journal Dimanche" (Paris) kommentieren den Euro-Gipfel in Brüssel / Die "Frankfurter Rundschau" widmet sich der NPD-Demonstration in Leipzig

Unter der Überschrift „Ein häßlicher Anfang“ kommentiert „La Repubblica“ (Rom) den Euro-Gipfel in Brüssel: Es hätte ein Marsch des Triumphes werden sollen, eine weltweite mediale Verherrlichung zum Thema „Eine Großmacht wird geboren“. Doch den Regierungschefs, die in Brüssel versammelt waren, um den Euro zu gründen, ist das unglaubliche Werk gelungen, den historischen Gipfel zu ruinieren. Sie haben den Gipfel auf den Stellenwert eines Verhandlungsmarathons über die Milchquoten oder die Getreidepreise erniedrigt. Als um ein Uhr in der Nacht Tony Blair erklärte: „Wim Duisenberg ist für acht Jahr zum Präsidenten der Europäischen Zentralbank ernannt worden, aber er hat klargemacht, daß er sich früher zurückziehen will“, war sein Lächeln eine Farce. So ist die Geburt des Euro durch seine erste schwere Krise besudelt worden.

„Le Journal du Dimanche“ (Paris) schreibt zum gleichen Thema: Fragen des Geldes sind häufig die Ursache für Familienstreit. Diese kleine Weisheit bewahrheitete sich auch an dem Tag, an dem der Euro geboren wurde. Seine großen Paten, vor allem die Deutschen und die Franzosen, haben sich vor der Unterschrift unter die Geburtsurkunde über die Frage zerstritten, wer als erster der Zentralbank vorsteht und für wie lange. Ein historisches Datum bemißt sich nicht nach der Skala des Beifalls. Samstag, der 2. Mai 1998, war wohl eines der wichtigsten Ereignisse in Europa seit der Befreiung (1944/1945). Das Volk hat recht, wenn es nicht mit schallender Musik feiert. Die beste Weise, heute Europa zu dienen, ist, an die Vorteile des Euro zu erinnern, aber auch den Wählern zu sagen, daß Schwierigkeiten vor ihnen liegen, daß es hart wird, daß noch nichts Weiteres entschieden ist.

Die „Frankfurter Rundschau“ widmet sich der NPD- Demonstration in Leipzig: Komme jetzt keiner und rede von den Anfängen. Wie widerwärtig man auch immer den Aufmarsch des braunen Mobs am Maifeiertag vor der historischen Kulisse des Leipziger Völkerschlachtdenkmals empfunden haben mag, wie ekelerregend den zynischen Auftritt des DVU-Chefs Gerhard Frey nach seinem Wahltriumph in Sachsen- Anhalt – (...) es war nicht der Beginn einer rechtsextremen Renaissance in dieser Republik. Denn die hat längst eingesetzt, nein, nicht flächendeckend, zunächst nur in den Köpfen einiger – doch die Zahl derer, die danebensteht und schulterzuckend schweigt, sie wächst. Daß am 1. Mai in Leipzig dann doch nur 4.000 statt der propagierten 15.000 zur Entgegennahme der dumpfen NPD-Parolen antraten, ist letztlich unerheblich, kein Grund zur Beruhigung und eine Marginalie nur im Vergleich zu den Siegen, die die Rechtsextremen bei ihrem Kampf um die Köpfe und um die Straße in diesen Zeiten Tag für Tag einfahren.

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