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■ Die Anderen"The Independent" aus London, "Le Figaro" aus Paris und "Nesawisimaja Gaseta" aus Moskau schreiben zum Kosovo-Konflikt / "La Repubblica" aus Rom kommentiert die Regierungskrise in Italien

„The Independent“ aus London schreibt zum Kosovo-Konflikt: Die Zeit für das ständige Hin und Her ist vorbei. Es geht nicht mehr darum, im Kosovo eine Balkankrise zu begrenzen oder Zivilisten auf der Flucht nach Albanien zu schützen. Auf dem Spiel stehen die Glaubwürdigkeit der UN und der Nato sowie der Glaube an die Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft, auch nur eine Art von halbem Frieden zustande zu bringen. Die Nato muß schnell handeln, wenn aus diesem traurigen Debakel an Zögerlichkeit und Feigheit auch nur das geringste gerettet werden soll. Im Interesse des Gewissens und der Glaubwürdigkeit rufen wir die Nato auf, jetzt ihre Raketen loszulassen.

„Le Figaro“ aus Paris meint zum Thema: Kofi Annan hat die Serben gerügt und verantwortlich gemacht für die „fürchterlichen Grausamkeiten“, die im Kosovo verübt worden sind. Aber er hat sich davor gehütet, Belgrad deutlich zu beschuldigen, die UN-Resolution 1199 vom 23. September verletzt zu haben, die nach Kapitel sieben die Möglichkeit eines militärischen Eingreifens vorsieht. Die Genehmigung von Angriffen im Kosovo kann nicht auf der juristischen Basis des Berichts eines UN-Generalsekretärs getroffen werden, so genau das Dokument auch sein mag. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen tritt daher zum wiederholten Male zusammen. Er wird die Schlüsse von Herrn Annan weiterverfolgen. In New York im UN-Sicherheitsrat und am Mittwoch in Brüssel am Sitz der Nato müssen Entscheidungen gefällt werden.

„Nesawisimaja Gaseta“ aus Moskau schreibt zum gleichen Thema: Bislang haben die USA und ihre Verbündeten noch keine ernsthafte Bestätigung für die Absichten der Behörden Jugoslawiens erhalten, das Kosovo-Problem friedlich zu lösen. Aber unabhängig davon, wie die Wahl der Nato ausfällt, beabsichtigen einige der zum Block gehörenden Länder, ihren Druck auf Belgrad durch härtere Wirtschaftssanktionen zu verstärken.

„La Repubblica“ aus Rom kommentiert die Regierungskrise in Italien: Die Tragikomödie verläuft nach Drehbuch. (...) Und Italien zahlt einen bislang unausgesprochenen Preis, den seiner aufgezehrten Glaubwürdigkeit. Ein Preis, den das Land bei der Sitzung des Internationalen Währungsfonds in Washington bereits angefangen hat zu bezahlen: mit der Kühle, mit der die Mehrheit der anderen Länder den italienischen Vorschlag für mehr Beschäftigung und Entwicklung aufgenommen hat – mit Verwirrung, sogar ein bißchen Ironie, jedenfalls kritisch. (...) Das Nein von Kommunistenchef Bertinotti hat dem Land die Aussichten auf einen Beschäftigungsaufschwung genommen, die sich so schnell nicht mehr ergeben werden.

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