■ Die Anderen: Die "Neue Zürcher Zeitung" und die "FAZ" kommentieren die Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern / Die "Financial-Times" und "La Repubblicca" schreiben zu den möglichen Folgen von Luft-Angriffen der Nato auf Serbien
Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern: Die ostdeutsche Misere ist auch das Resultat einer konsequenten Miesmacherei von seiten jener, die damals mit Schimpf und Schande von der Macht verjagt wurden und seither alles daransetzten, wieder salonfähig zu werden. Und nun kommt aus Mecklenburg- Vorpommern also die Kunde, daß die dortige SPD der PDS Verhandlungen über eine Regierungsbildung angeboten hat. Das ist eine neue Qualität der Kollaboration zwischen SPD und PDS, durch die der Brandstifter gleichsam zur Mitgliedschaft in der Feuerwehr eingeladen wird. Bei der Bonner Parteiführung der SPD wird dies unter Hinweis auf die spezifischen ostdeutschen Verhältnisse gutgeheißen, während eine Zusammenarbeit mit der PDS auf Bundesebene nach wie vor als absolutes Tabu behandelt wird. Das ist eine seltsame Konditionierung demokratischer Grundwerte. Mit Blick auf die Vergangenheit lädt sich die SPD eine beträchtliche Hypothek auf.
Die „FAZ“ schreibt zum gleichen Thema: Nun wird die Lagertheorie der Union verwirklicht. Den Händedruck auf Hintzes vielgeschmähten Wahlplakaten werden Holter und Ringstorff alsbald im Schweriner Schloß unter einem Blitzlichtgewitter tauschen. Holter präsentiert die PDS als eine sozialistische Partei, die etwas mehr Überblick besitze als die sich durchwurstelnde SPD. Der wird sich, wie es aussieht, in nachlässiger Haushaltspolitik konkretisieren. Geld auszugeben, das man nicht hat, ist eben ein konstitutives, wenn nicht das konstitutive Element der sozialistischen Weltanschauung.
Die „Financial Times“ aus London schreibt zu den möglichen Folgen von Luftangriffen der Nato auf Serbien: Nach einem Luftangriff wird der Westen seine Beziehungen zu dem instabilen Rußland reparieren müssen, das strikt gegen eine Militärintervention war. Es besteht auch die Gefahr, daß Präsident Milošević zu Hause gestärkt – und nicht geschwächt – wird. Der Entscheidung zum Bombardement wird nur allzu schnell die Notwendigkeit folgen, die Angriffe zu rechtfertigen.
Auch „La Repubblica“ aus Rom ist skeptisch, was die Nato-Angriife angeht: Und dann? Nachdem wir einige Dutzend Raketen auf die Serben abgeschossen, nachdem wir Kasernen und militärische Infrastruktur bombardiert haben, was machen wir dann? Italien ist dabei, an der Seite seiner westlichen Verbündeten gegen Jugoslawien in den Krieg zu ziehen, ohne daß auf beiden Seiten des Atlantiks jemand klare Vorstellungen über die Ziele und über die Konsequenzen dieser Militärintervention besitzt, die in Europa in diesem Jahrhundert ohne Beispiel ist.
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