■ Die Anderen: „Les Dernières Nouvelles d'Alsace“ beschäftigt sich mit der Ablehnung der Todesstrafe durch den Papst / „Le Journal du Dimanche“ meint zum Euro / „La Repubblica“ und Corriere della Sera“ kommentieren die Lage im Kosovo
„Les Dernières Nouvelles d'Alsace“ aus Straßburg beschäftigen sich mit der Ablehnung der Todesstrafe durch den Papst: Eines muß man dem Papst lassen. Johannes Paul II. ist konsequent. Er ist ein Verteidiger des Lebens und kämpft somit erbittert gegen die Abtreibung. In diesem Sinne verurteilt er auch die Todesstrafe. Kann man sich vorstellen, daß dieses spektakuläre Engagement vor einer Reise in die Südstaaten der USA, in denen die Todesstrafe seit 1976 nach und nach wiedereingeführt wurde, ohne Wirkung sein wird? In einem Land, wo in diesem Jahr 68 Menschen hingerichtet wurden? Wie dem auch sei, Johannes Paul II. zeigt bei dieser Gelegenheit, daß er sich hier wie anderswo dem Trend der Zeit nicht beugt.
„Le Journal du Dimanche“ aus Paris meint zur Einführung des Euro zum 1. Januar: Es ist ein langweiliges Wort: Eu-ro. Es läßt sich schlecht aussprechen. Es knallt nicht so wie der Franc oder die Mark. Es läßt sich nicht singen wie die spanische Peseta oder die italienische Lire. Und reimt sich nicht auf Milliarde, Popart oder Superstar wie der Dollar. Es ist ein graues Wort, geschaffen von grauen Technokraten. Aber seine Geburt am 1. Januar 1999 ist ein außergewöhnliches Ereignis. Historisch. Die politische Antwort Europas auf den Fall der Berliner Mauer. Mit dem Euro gibt sich Europa die finanziellen Mittel, politisch Erfolg zu haben. Und es zwingt sich dazu, Reformen gerade dort voranzubringen, wo die Regierungen bislang auf der Stelle treten oder zurückweichen, etwa bei der Steuer, den Renten oder der Bildung.
„La Repubblica“ aus Rom kommentiert die Lage im Kosovo: Daß der Waffenstillstand im Kosovo zerbrechlich ist, hatte niemand bestritten. Aber daß er nur derart kurz dauern würde, das hatten selbst die Pessimisten nicht ahnen können. Kaum zwei Monate. Von Oktober bis Dezember. Genügend Zeit, in der Milosevic vorgeben konnte, er beuge sich der internationalen Gemeinschaft, die mit Bombardierungen Serbiens gedroht hatte, um gleichzeitig eine große Säuberung an der Spitze seines Machtapparats in Belgrad durchzuführen. Die Generale, die ihn kritisierten, wurden vor die Tür gesetzt, das letzte Aufgebot der Getreuen kam zum Zuge. Um die unterbrochene „Arbeit“ in der unfolgsamen Provinz mit der albanischen Bevölkerungsmehrheit fortzusetzen.
Der „Corriere della Séra“ aus Mailand meint zum Kosovo: Die Vermittlungen des Westens für einen Waffenstillstand scheinen nicht viel genützt zu haben. Dies ist die schwerste Krise seit dem 12. Oktober, als zwischen den albanischen Separatisten und den Serben das Waffenstillstandsabkommen geschlossen wurde. Am Heiligen Abend starben mindestens neun Menschen bei einer Operation, die Belgrad als „Polizeiaktion“ bezeichnet.
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