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■ Die AnderenÜber die Entwicklung in der Kosovo-Krise und zur Legitimation des Nato-Einsatzes schreiben "Corriere della Sera" (Mailand), der "Zürcher Tagesanzeiger", der Wiener "Standard" und die polnische "Rzeczpospolita"

Über die Entwicklung in der Kosovo-Krise schreibt der „Corriere della Sera“ aus Mailand: Milošević konnte keinen Verlust an Souveränität im Kosovo hinnehmen, ohne seinen Thron in Belgrad zu riskieren. Die Nato konnte sich nicht hinter weiteren Verurteilungen verstecken, ohne tatsächlich zum Papiertiger zu werden. Aus diesem Zweikampf erwächst der gefährlichste europäische Krieg seit 1945.

Der Einsatz von Waffengewalt bringt den serbischen Diktator vielleicht wieder zur Vernunft, ohne daß er das Gesicht verliert. Aber im balkanischen Pulverfaß, der Wiege so vieler Tragödien, einen Schuß weit von der italienischen Küste entfernt, könnte die Anwendung von Gewalt auch eine unheilvolle Kettenreaktion nie besänftigter Nationalismen und offener alter Rechnungen auslösen.

Der Züricher „Tages-Anzeiger“ kommentiert: Seit Anfang der 90er Jahre zieht Milošević' Soldateska eine Blutspur durch den Balkan: Slowenien, Kroatien, Bosnien, Kosovo. Ihre Aggression richtet sich in erster Linie gegen die Zivilbevölkerung. Es ist keineswegs ein Blitzkrieg, der sich für die Nato auf dem Balkan abzeichnet. Clinton hat sein Volk in einer starken Rede auf den Waffengang vorbereitet. Er nahm das Wort nicht in den Mund – aber letztlich machte er deutlich, daß es in diesem Jahrhundert in Europa wieder um den Kampf gegen den Faschismus geht.

Der Wiener „Standard“ bemerkt zur Legitimation des befohlenen Nato-Einsatzes im Kosovo: Die Nato hat nun den Rubikon überschritten, in mehrfacher Hinsicht. Es ist der erste Einsatz ohne UNO-Mandat, und es ist völkerrechtlich eine Intervention in einem Konflikt innerhalb eines souveränen Landes. Weder hat dieses Land ein anderes angegriffen, noch hat seine Regierung – wie im Fall von Bosnien-Herzegowina – um die Intervention ersucht. Bleibt also „nur“ die humanitäre Legitimation. Die ist, um es zu wiederholen, unbestreitbar. Aber diese moralische Rechtfertigung schafft ein Präjudiz, dem die Nato nicht gewachsen ist. Denn sie ist als Verteidigungsgemeinschaft konzipiert und nicht als Weltpolizist.

Zur Krise auf dem Balkan schreibt die polnische „Rzeczpospolita“: Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor – dieses römische Sprichwort umschreibt gut die Strategie der Nato im Kosovo- Konflikt. Alles weist jedoch darauf hin, daß die Demonstration der Macht allein nicht ausreicht. Um Frieden in der jugoslawischen Provinz zu schaffen, muß man sie auch anwenden. Die Entscheidung zum Militäreinsatz in Serbien gehört zu den schwersten in der Geschichte der Nato. Das Bündnis muß einen Staat angreifen, der mit keinem seiner Mitglieder kämpft und formal keinen Krieg führt. Dennoch: Solange die Diplomatie versagt, muß man Gewalt anwenden. Manchmal ist Krieg der Preis des Friedens.

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