■ Die Anderen: Der albanische Schriftsteller Fatos Lubonja fordert in der Warschauer "Gazeta Wyborcza" eine Teilung des Kosovo / "Die "Iswetija" (Moskau) schließt sich an / "The Independent" (London) fordert dagegen ein Nato-Protektorat...
Der albanische Schriftsteller Fatos Lubonja fordert in der Warschauer „Gazeta Wyborcza“ eine Teilung des Kosovo: Anfangs haben alle hier in Albanien die Luftangriffe unterstützt. Sie waren der Meinung, daß Präsident Milošević einlenkt und das Rambouillet-Abkommen unterschreibt. Jetzt wissen wir, daß Flugzeuge nicht ausreichen. Eine Intervention zu Lande ist notwendig. Wir hoffen, daß das nordatlantische Bündnis zu Ende führt, was es begonnen hat, daß es eine Lösung findet. Wenn die Nato jetzt eine Pause bei den Angriffen machte, wäre das eine Niederlage des Westens – und würde gleichzeitig zu noch größeren Verletzungen der Menschenrechte im Kosovo führen. Siegen würde die Politik der ethnischen Säuberungen des jugoslawischen Präsidenten. Meiner Meinung nach könnte eine Teilung der Provinz die Lösung sein. Albaner und Serben können nicht mehr zusammenleben. Entweder werden weiter ethnische Säuberungen durchgeführt, oder sie müssen sich so schnell wie möglich trennen.
Die „Iswestija“ (Moskau) schließt sich an: Wenn das Kosovo nicht geteilt wird, wird sich der Krieg um die Provinz jahrelang hinziehen. Aber die Serben verlassen das Kosovo nicht freiwillig, die Albaner noch weniger. Folglich muß jetzt die Landphase der Nato- Operation beginnnen. Das wollen jedoch die westlichen Politiker, die zu Verlusten unter ihren Soldaten nicht bereit sind, um jeden Preis vermeiden. Präsident Milošević scheint ihnen eine solche Chance zu bieten: Die Teilung des Kosovo, durchgeführt auf Initiative Belgrads selbst, widerspricht nicht dem Völkerrecht. Sie gestattet es sowohl den Serben als auch dem Westen, das Gesicht zu wahren. In der schwierigsten Lage sind die Albaner. Aber sie könnten einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
„The Independent“ (London) fordert dagegen ein Nato-Protektorat im Kosovo: Die Schaffung eines Protektorats Kosovo wird Verluste bedeuten – und nicht geringe Kosten. Dennoch gibt es keine andere Möglichkeit außer einer Invasion Jugoslawiens, um neue Pogrome wie die, die in Bosnien geschehen sind, zu verhindern. Ein Protektorat würde auch den Druck auf die Nato-Staaten im östlichen Mittelmeer verringern, Griechenland und Italien eingeschlossen. Italiens Unterstützung der Nato wird mit den Schiffsladungen voller Flüchtlinge, die an seinen Küsten ankommen, immer schwieriger. Und der Gedanke an Urlaubergebiete voller Kosovo-Flüchtlinge und Strände voller Fliegerabwehrkanonen ist ein Alptraum für Politiker und Tourismusindustrie. Die Nato darf jetzt nicht schwanken, sondern muß die Krise rasch beenden – nicht zuletzt, um zivile Opfer in Serbien zu vermeiden. Präsident Milošević führt die Bürger Jugoslawiens an einen dunklen und erschreckenden Ort. Auch ihretwegen muß die Nato den Krieg rasch zu einem dauerhaften Ende bringen.
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