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Die Anderen: Le Monde: Zur Verhärtung der chinesischen Führung / The Guardian: Paralellen zwischen China und Polen

Le Monde

Zur Verhärtung der chinesischen Führung meint 'Le Monde‘.

Das Regime in China ist wieder an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt, nachdem es sein modernistisches Feigenblatt verloren hat, das nur ein Mittel und kein Zweck war, steht es nun bloß da. Bloß und krank, weil es sein Heil nur in der brutalsten Gewalt gefunden hat. (...) Ein Jahrzehnt lang haben viele im Westen - aus diplomatischen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen - den Mythos der Unumstößlichkeit der chinesischen Reformen für bare Münze genommen und die Augen vor den immer zahlreicheren Anzeichen für eine Verhärtung verschlossen. Es besteht die Gefahr, daß die isolierte chinesische Führung sich noch mehr verhärtet und abkapselt. Aber alles ist noch nicht entschieden: Das Regime ist derart gespalten, daß es schon morgen unter dem Druck der Rivalitäten auseinanderbrechen kann.

The Guardian

Die britische Tageszeitung zieht in einem Leitartikel Parallelen zwischen der politischen Lage in China und in Polen.

Eine offensichtliche Ironie liegt in der Tatsache, daß das schreckliche Massaker in China mit dem Sieg der 'Solidarität‘ bei den Wahlen in Polen zusammenfällt. Vor acht Jahren ließ General Jaruzelski die Truppen marschieren, um 'Solidarität‘ zu unterdrücken. Es gab keine Leichen auf den Straßen von Warschau, aber Massenverhaftungen, Kriegsrecht, Soldaten an jeder Straßenkreuzung und ein brutales Ende des Dialogs zwischen den Behörden und der Volksbewegung. (...) Wenn sich die kommunistische Welt als unfähig zur Reform erweisen sollte, dann würden wir entweder in ein neues Zeitalter der Konfrontation mit repressiven Staaten im Osten zurückgeworfen werden, oder, schlimmer, in eine Zeit der Anarchie und des Chaos, die auch vor alten ideologischen Trennungslinien nicht Halt macht.

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