: „Die AfD torpediert gesellschaftliche Initiativen“
Katharina Kühnle, 43 Jahre,Ulm
Ich wohne in Ulm und gehe schon lange auf Demos. Gelernt habe ich das während meiner Studentenzeit in Jena in den 10er Jahren. Wir haben damals oft gegen Nazis Straßen blockiert. Seitdem gehe ich immer wieder auf die Straße. Ich war lokalpolitisch sowohl in Niedersachsen als auch hier in Baden-Württemberg aktiv.
In meinem privaten Umfeld nehme ich in den vergangenen zwei Jahren einen Unterschied wahr. Seit der Rechtsruck so virulent geworden ist, gehen diese Leute nämlich auch auf Demos. Vorher haben sie das zwar unterstützt, aber konkret an dem Tag waren sie dann doch lieber Kaffee trinken.
Außerdem hat sich in der Organisation der Demos etwas grundlegend geändert. Früher waren das eher ältere Aktivist:innen aus dem Gewerkschaftsmilleu, mittlerweile machen das jüngere Leute. Die sehen eine Relevanz auch für ihr Leben und ihre Zukunft. Ich sehe, wie wichtig das Engagement ist, weil ich beruflich oft für gesellschaftliche Initiativen arbeite, die mit öffentlichen Zuschüssen gefördert werden. Wir sind immer wieder mit Anfragen der AfD in den Stadt- und Gemeinderäten konfrontiert.
Ich beobachte, dass die Partei gesellschaftliche Initiativen torpediert, indem sie nach Fehlern in der Mittelbewilligung sucht. Sie beschäftigt die Verwaltung und die betroffenen Initiativen damit permanent, und so geht viel Zeit verloren. Wenn diese Partei an die Macht käme, gäbe es solche Förderungen wahrscheinlich nicht mehr.
Seit der Abstimmung der CDU gemeinsam mit der AfD im Januar 2025 bekomme ich mit, dass Redebeiträge aus Parteien auf Demos gegen rechts kritischer hinterfragt werden. Solche Diskussionen gab es früher nicht.
Demokratie ist für mich die Herrschaft der Mehrheit, ohne die Rechte der Minderheit auszublenden – für eine Gemeinschaft, die allen gerecht wird.
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