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Archiv-Artikel

Diashow mit Musik

Erinnerungspolitik: Wie ein ehemaliger Oberbürgermeister, ein Vertriebenenfunktionär und ein Architekt versuchten, die Stadt Oldenburg mit einem Denkmal zu überraschen und dabei fast eine Bauchlandung machten

Von wie

Wann ist eine Diskussion eine Diskussion? Reicht es, wenn eine Seite anerkennt, dass es eine ist, oder müssen dies beide Seiten tun? Die Frage stellt sich derzeit in Oldenburg, wo es verschiedene Meinungen über ein Denkmal für die Vertriebenen gibt. Doch von vorn.

Mitte Februar bekam der Oldenburger Kulturausschuss Besuch von Horst Milde, dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt. Milde kam nicht allein, er hatte den Oldenburger Architekten Reinhard Fritsch im Schlepptau – und den Kreisvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Günter Zimny. Die drei Herren führten dem Kulturausschuss eine kleine Diashow vor, die mit Musik unterlegt war. Die Fotos zeigten ein Denkmal, genauer gesagt: Entwürfe zu einem Denkmal. Es sollte den Heimatvertriebenen gewidmet sein.

Dazu sollte man wissen, dass Oldenburg vor dem Krieg 80.000 Einwohner hatte. Danach waren es 40.000 mehr. Diese 40.000 waren Vertriebene, unter ihnen der spätere Oberbürgermeister Horst Milde und der spätere Architekt Fritsch.

Über den weiteren Verlauf der Dinge gehen die Darstellungen auseinander. Der Architekt sagt, die Resonanz auf seinen Entwurf sei überwiegend positiv gewesen. Der Pressesprecher der Stadt Oldenburg, Jürgen Kroymann, sagt, der Ausschuss habe Bedenken gehabt. „Das war so eine Trümmerruine mit Familie, da fehlte nur noch der Hund an der Leine.“

Seit der Ausschusssitzung ist das Denkmal Thema in der lokalen Nordwestzeitung. Wie soll es aussehen? Darf es hinter dem Theater stehen, wo vielleicht die Trümmer der ehemaligen Oldenburger Synagoge verbaut worden sind? „Es gibt kaum Kritik“, sagt Altoberbürgermeister Horst Milde dazu. Die Diskussion werde von den Medien hochgepuscht. Im übrigen sei Fritschs Entwurf „nur ein Vorschlag“: „Wir wollen nichts mit Gewalt durchsetzen.“ Der Rat der Stadt wird sich im April mit dem Thema befassen. wie