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Dialogunfähig

■ Zum Landesverrat-Vorwurf gegen die DDR-Opposition

Erst hat man ihn wegen „Zusammenrottung“ in den Knast gesperrt, obwohl die Stasi den Liedermacher Stephan Krawczyk einsam und allein vor seiner Haustür abgefangen hatte. Dann haben die DDR-Behörden dem konstruierten Tatvorwurf noch eins draufgesetzt: Landesverrat und Beziehungen mit „von westlichen Geheimdiensten gesteuerten Kreisen“ wirft man dem Liedermacher seit gestern vor. Diese Methode, unbequeme Kritiker als von außen gesteuerte Systemfeinde zu diffamieren, hat in der DDR eine lange Tradition. So wurde zu Beginn der 80er Jahren der Friedensbewegung vorgeworfen, vom CIA gesteuert zu sein. Gezielt wurden gestern die führenden Köpfe der Opposition inhaftiert und des Landesverrats bezichtigt. Mit Stephan krawczyk, Freya Klier und den Mitgliedern der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ sind Menschen hinter Gitter gebracht worden, die offen für eine Demokratisierung der DDR geschrieben, gesungen und gearbeitet haben. Sie alle fordern von den Regierenden, in einen Dialog mit den Andersdenkenden im eigenen Land zu treten. Und sie haben immer wieder betont, daß sie in der DDR bleiben und leben wollen.

Zu einem Dialog mit den Andersdenkenden, das haben die gestrigen Ereignisse gezeigt, ist die DDR auch 1988 nicht bereit. Im Gegenteil: Die staatlichen Stellen gehen mit einer Härte vor wie schon seit Jahren nicht mehr. Die Androhung von lebenslangen Haftstrafen lassen den Schluß zu, daß die DDR nun auch auf ein anderes, längst vergessen geglaubtes Mittel setzt: die unbequemen Kritiker zur Ausreise zu zwingen. Clara Roth

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