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Deutschland im HalbfinaleAltdeutsches Fußballkonzept

Die Fußballfrauen spielen so, wie die Welt über Jahrzehnte die DFB-Männer fürchtete: gnadenlos effektiv. Das frustriert die Ästheten, reicht aber gegen Nordkorea - und meist auch fürs Finale.

Zurück zu den Wurzeln deutscher Fußballtugenden: Bundestrainerin Sylvia Neid Bild: dpa

Wie vertraut kommt einem das alles vor: Eine deutsche Mannschaft, die furios ins Turnier startet. Eine Mannschaft, die den Gegner deklassiert. Doch dann reißt der Faden, die Mannschaft spielt alles, nur keinen guten Fußball mehr. Sie setzt auf Athletik. Und auf Routine. Sie lässt wenig zu. Aber tut selbst kaum etwas. Am Ende steht die deutsche Nationalmannschaft im Finale. Und verliert nach ihrem besten Spiel.

Vor fünf Jahren, in Japan und Südkorea, nahm die Weltmeisterschaft der Männer genau diesen Verlauf. Ganz ähnlich hatte es schon 1982 unter dem Herbergsvater Jupp Derwall funktioniert, bloß, dass das beste Spiel im Halbfinale stattfand. Oder 1986, als der Teamchef, der damals noch Franz Beckenbauer hieß, im Grunde froh war, mit der Truppe nicht Weltmeister geworden zu sein. Bei Rudi Völler war es 2002 ja ganz ähnlich. Das Finale mit dieser Elf zu gewinnen, wäre wohl als Verbrechen am Fußball aufgefasst worden.

Die Fußball-WM der Frauen

Viertelfinale, in Wuhan und Tianjin:

Samstag, 22.09.2007:

Deutschland - Nordkorea 3:0 (1:0)

USA - England 3:0 (0:0)

Sonntag, 23.09.2007:

Norwegen - China 1:0 (1:0)

Brasilien - Australien 3:2 (2:1)

Halbfinale, in Tianjin und Hangzhou:

Mittwoch, 26.09.2007:

Deutschland - Norwegen, 14.00 Uhr

Donnerstag, 27.09.2007:

USA - Brasilien, 14.00 Uhr

Spiel um Platz 3, in Shanghai:

Sonntag, 30.09.2007:

Verlierer Deutschland/Norwegen - Verlierer USA/Brasilien, 11.00 Uhr

Finale, in Shanghai:

Sonntag, 30.09.2007

Sieger Deutschland/Norwegen - Sieger USA/Brasilien, 14.00 Uhr

In China ist gegenwärtig Ähnliches zu beobachten. Es sieht ganz danach aus, als wenn sich ein Rollentausch vollzieht. Hatte Angela Merkel noch angemahnt, die DFB-Männer mögen es den Frauen gleichtun und berauschenden wie erfolgreichen Fußball spielen, so ist die Kanzlerin prompt erhört worden. Joachim Löw und seine Combo gelten gegenwärtig als die europäische Nummer eins. Doch der Erfolg der Männer scheint für die Frauen teuer erkauft. Denn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat in China alles hingelegt, nur keine gute Performance. Da war natürlich der Kantersieg gegen Argentinien. Doch gegen England ließen die Frauen jede Souveränität vermissen. Und auch gegen die Truppe aus Nordkorea hatte man den Eindruck, als sei der Esprit wie weggewischt, der die deutschen Frauen einst auszeichnete.

Ein grundsolider Zynismus zeichnet das deutsche Team bei der Asienexpedition aus. Eine Portion Glück, wie sie dazugehört, hilft, ein Gegentor zu verhindern. Die Abwehr tut einen guten Job und lässt wenig zu, das Mittelfeld nimmt sich vornehm zurück, und der Angriff nutzt die paar Möglichkeiten mit finsterer Entschlossenheit.

Man könnte es das altdeutsche Konzept nennen (auf Klubebene ist es eher das italienische). Garefrekes (44.), Lingor (68.), Krahn (72.) hießen die Torschützinnen gegen Nordkorea. Und für Sylvia Neid, die Bundestrainerin, kommt nun die Zeit der wahren Probe: Sie muss bekräftigen, dass sie mit ihrem Team nach wie vor zur absoluten Weltspitze zählt.

Deutlich ist vor allem eines zu erkennen: Das Niveau in den Ländern der Gegnerinnen ist in den letzten Jahren offenbar beträchtlich gestiegen, das Leistungsgefälle ist bei weitem nicht so eklatant, wie es das Debakel der Argentinierinnen weismachen wollte. Und doch wird zumindest das Halbfinale der deutschen Equipe zu einer Begegnung unter alten Bekannten. Dort warten die Norwegerinnen, die gestern China 1:0 besiegten und die wie die Deutschen zum Favoritenkreis zu zählen. Würde Neid mit ihren Spielerinnen ausscheiden, dann wäre es keine Katastrophe. Einen Vorteil wissen die Norwegerinnen auf ihrer Seite: Im Gegensatz zu den Deutschen gibt es dort keine Männer, deren Erfolg in irgendeiner Weise in Verbindung mit den Frauen gebracht werden könnte.

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