■ Deutschland Tagebuch: 11. Okt. 1989: DDR automatisiert Uhrenmontage
Der Tag: Das DDR-Politbüro verabschiedet nach zweitägiger Sitzung eine Erklärung, die auf den Titelseiten aller Ost-Medien abgedruckt wird. Es gibt kein direktes Reform- oder Dialogangebot, aber einen milden Ton: „Es (läßt) uns nicht gleichgültig, wenn sich Menschen, die hier arbeiteten und lebten, von unserer DDR losgesagt haben. (...) Die Ursachen für diesen Schritt mögen vielfältig sein. Wir müssen sie auch bei uns suchen.“
Der Westen: Der Westberliner Privatsender 100,6 wird von einem DDR-Störsender systematisch unterbrochen. Sobald Meldungen über die DDR gesendet werden, rauscht es. Das „Neue Forum West“ verliert sich kurz nach Formation in der Namensdiskussion und macht einen Rückzieher.
Der Osten: SED-Politbüromitglied Kurt Hager erklärt, „eine erforderliche Erneuerung“ in der DDR setze eine aktivere Einbeziehung der Bevölkerung voraus“.
Schlagzeile in der taz: „Es brodelt in der DDR: Tritt Honecker ab?“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Uhrenmontage automatisiert: Rationalisierungsvorhaben sichern Produktionszuwachs“ bed
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