Deutsches Schlüsselspiel bei Handball-WM: Der Zukunft zugewandt
Die deutschen Handballerinnen treffen am Dienstag im WM-Viertelfinale auf Gastgeber Spanien. Auf dem Spiel lasten hohe Erwartungen.
Es ist ja oft eine Sache der Betrachtungsweise. Beim 16:32 der deutschen Handballerinnen zum Abschluss der Hauptrunde der Weltmeisterschaft gegen Dänemark waren die Schützlinge von Henk Groener weit davon entfernt, ein Medaillenkandidat bei diesem Turnier in Spanien zu sein. Die Auswahl des Deutschen Handballbundes blieb chancenlos, weil sie es mit einem starken Kontrahenten zu tun hatte – und weil sie selbst schwach spielte. Vor dem Viertelfinale am Dienstag (20.30 Uhr) gegen Gastgeber Spanien könnte das für Unruhe sorgen. Zumindest für den Fall, dass man Leistung und Resultat dieser 60 Minuten isoliert betrachtet.
Die deutsche Delegation wird einen anderen Weg wählen. Schließlich überwogen bei der WM bislang die guten Auftritte die schwächeren deutlich. Letztlich gab es zwei unterdurchschnittliche Auftritte in den für das Turnierfortkommen weniger wichtigen Partien. Gegen die Republik Kongo reichte es trotz vieler Fehler zu einem ungefährdeten Erfolg gegen einen schlechten Gegner.
Der Sprung ins Viertelfinale war der deutschen Mannschaft bereits vor der deutlichen Packung gegen die Däninnen gewiss. „Wir sind mit zu viel Angst und Respekt vor dem Gegner aufgetreten“, sagte der Bundestrainer. Unmittelbar nach der Partie habe er dies und andere Punkte mit seinem Team besprochen. Anschließend hakte er die 60 Minuten ab, der Blick wurde in die nahe Zukunft gerichtet.
Es ist schließlich nicht viel passiert bei dieser Weltmeisterschaft aus deutscher Sicht. Die Frage, ob das Turnier als Erfolg oder Misserfolg gewertet wird, hängt in großem Umfang von den 60 Minuten am Dienstag ab. Sollten die DHB-Frauen den Gastgeber schlagen und damit zum ersten Mal seit 2008 das Halbfinale eines Großturniers erreichen, verkommt das 16:32 gegen Dänemark zu einer Randnotiz. Scheiden die Groener-Schützlinge gegen Spanien aus, dürfte die Pleite zum Abschluss der Hauptrunde als Beleg dafür dienen, der deutschen Mannschaft die Qualität abzusprechen, um in die internationale Spitze vorzustoßen.
Vorfreude auf die Atmosphäre
„Wir werden etwas Neues in die Köpfe reinstecken“, sagte Groener. Möglichst schnell sollen seine Spielerinnen das Negativerlebnis abstreifen und sich mit der nächsten Aufgabe beschäftigen: mit dem Duell gegen die Spanierinnen. „Ich denke, dass die Halle voll wird“, blickte Emily Bölk voraus und Bundestrainer Groener spürte schon Vorfreude: „Die Atmosphäre macht es ja noch mal schöner.“ Die Botschaft lautete: Wir sind bereit für das wichtigste Match in diesem Turnier, wir lassen uns nicht nervös machen – nicht von der Kulisse in der Arena in Granollers und nicht vom Resultat gegen Dänemark.
Henk Groener, Bundestrainer
Nach den bisherigen Eindrücken der Weltmeisterschaft treffen die Deutschen mit Spanien auf einen Gegner, der nicht an das Niveau heranreicht, das die Däninnen bislang nachgewiesen haben. Vor knapp zwei Wochen traf die deutsche Mannschaft im finalen Testmatch vor dem WM-Start bereits auf die Spanierinnen und zeigte trotz der knappen 22:23-Niederlage, dass sie in der Lage ist, den Gastgeber zu schlagen.
Grundlage muss die Defensive sein, die bislang das größte Plus der Deutschen in den Tagen von Spanien war. Selbst gegen Dänemark funktionierte die Abwehr ordentlich, während die Offensive erheblich schwächelte. Nur Alina Grijseels, bislang beste deutsche Torschützin, setzte gegen die Däninnen Akzente.
Bölk, die zweite deutsche Rückraumspielerin mit herausragenden individuellen Fähigkeiten, erwischte einen rabenschwarzen Tag und blieb bei sieben Würfen ohne Torerfolg. „Lieber in einem Spiel wie gegen Dänemark, als schon beide fürs Viertelfinale qualifiziert waren, als morgen“, sagte die 23-Jährige am Montag. Bölk wirkte wenig verunsichert nach der Niederlage gegen Dänemark: „Wir haben alle gemeinsam Spaß auf dem Feld und weiterhin eine gute Stimmung.“
Gegen Spanien wird es auf die erste Garde der DHB-Auswahl ankommen, denn in der Breite hat das deutsche Team im Vergleich zu den Top-Nationen im Frauenhandball weniger Qualität.
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