piwik no script img

Archiv-Artikel

Deutscher Islamist zurück aus Pakistan

TERROR Lange saß Rami M. in pakistanischen Geheimdienstzellen. Nun ist der mutmaßliche Dschihadist in Deutschland in Untersuchungshaft. Die offene Frage ist: Wollte er aus dem heiligen Krieg aussteigen?

BERLIN taz | Der deutschsyrische Islamist Rami M. ist zwei Monate nach seiner Verhaftung in Pakistan nach Deutschland überstellt worden. Der 25-Jährige wurde am Donnerstag in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt und sitzt nun im hessischen Weiterstadt in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied in einer terroristischen Vereinigung zu sein, der Islamischen Bewegung Usbekistan (IBU). Laut Bundesanwaltschaft soll er in einem pakistanischen Terrorcamp an Waffen und im Umgang mit Sprengstoff ausgebildet worden sein. Auch an Kampfhandlungen soll er sich beteiligt haben.

Brisant macht den Fall die nach wie vor offene Frage, ob der in Frankfurt geborene Rami M. aus dem Dschihad aussteigen wollte. Er hatte sich mit diesem Wunsch im Juni an die deutsche Botschaft in Islamabad gewandt und um neue Papiere gebeten. Er bekam einen Termin und eine Art Geleitschreiben, auf dem Weg in die pakistanische Hauptstadt wurde er aber nach einem Hinweis des BKA vom pakistanischen Militär festgenommen und in ein Gefängnis des Geheimdiensts ISI gebracht. Im Innenministerium in Berlin hatte man zuvor Angst vor einem möglichen Anschlag M.s auf die deutsche Botschaft bekommen.

Vom weiteren Verfahren gegen M. erhoffen sich die Sicherheitsbehörden zusätzliche Erkenntnisse über die elfköpfige „Hamburger Reisegruppe“, die sich im März 2009 in drei Gruppen in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet aufgemacht hatte. Rami M. wird als ihr Kopf gehandelt. Ein anderer aus der Gruppe, Shahab D. , tauchte als „Abu Askar“ in einem Video der IBU auf, mit einem schwarzen Schwert in der Hand und einer Kalaschnikow auf den Knien.

Laut Verfassungsschutz hatte sich die „Hamburger Reisegruppe“ vor dem Aufbruch in den Dschihad in der ehemaligen Al-Quds-Moschee in Hamburg getroffen. Darin hatten auch schon Mohammed Atta und weitere Attentäter vom 11. September 2001 gebetet. Vor zwei Wochen hat die Hamburger Innenbehörde die Moschee geschlossen und den Trägerverein verboten.

WOLF SCHMIDT