Deutsche Fußball Liga auf Kapitalsuche: Der revolutionäre Plan der DFL
Die Deutsche Fußball-Liga plant Medienrechte zu veräußern, um an mehr Geld zu kommen. Zeit für eine ausgeruhte Debatte ist nicht vorgesehen.
Wahrscheinlich sind einige der Herren bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) heilfroh, dass die Bundesliga gerade so aufregend ist und von einigen anderen Dingen ablenkt. Der Titelkampf erscheint eng wie selten, der Abstiegskampf steuert auf einen dramatischen Showdown zu, und auf der internationalen Bühne haben sieben Bundesligavereine die Chance, in die Viertelfinals der Europapokale einzuziehen.
Die kontroversen Debatten um die Zukunft des deutschen Klubfußballs lassen sich da leicht marginalisieren, was die Gefahr von Fanprotesten mindert. Aber eigentlich geht die Revolution, die die DFL plant, auch die Fans und die Klubmitglieder an: Die 50+1-Regel soll zwar erhalten bleiben; um dennoch Investorengeld in den Betrieb zu holen, könnten die Klubs jedoch bis zu 15 Prozent der Anteile einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft verkaufen, in die die Medienrechte an der ersten und zweiten Bundesliga ausgelagert werden.
Zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro soll eines der sechs an dem Geschäft interessierten Private-Equity-Unternehmen dafür bezahlen. Nach einem vorab definierten Zeitraum – im Gespräch sind 20 bis 25 Jahre – würde dieser 15-Prozent-Anteil dann für den symbolischen Preis von einem Dollar wieder in den Besitz der DFL übergehen. Vereinfacht gesagt: Alle Klubs würden für mindestens zwei Jahrzehnte um 15 Prozent reduzierte Zahlungen aus den Medienerlösen erhalten.
Das durch den Deal mögliche Investment in die Digitalisierung soll aber den Effekt haben, die Medieneinnahmen sehr schnell so deutlich zu steigern, dass die 15 Prozent übertroffen werden. Unter dem Strich könnten also bald Gewinne stehen, glauben die Befürworter des Konzeptes. Das Erstaunliche ist: Bislang will sich keiner dieser Funktionäre öffentlich äußern und für das Projekt werben.
Verteilung der Mehreinnahmen
Aufseiten der Zweifler hat sich der 1. FC Köln positioniert. „Es gibt so viele Fragen“, sagt Sportgeschäftsführer Christian Keller, der gerne grundsätzlich wissen würde: „Was bringt’s?“ Womöglich sei ein normaler Kredit, mit dem der Digitalisierungsprozess finanziert werden könnte, die bessere Lösung, weil die Klubs alle künftigen Einnahmen behalten. Außerdem fragt Keller: „Wie soll der Investmentanteil, der direkt an die Klubs fließt verteilt werden? Nach dem aktuellen TV-Verteilerschlüssel?“ Besonders dieses Geld bringt die Emotionen in Wallung, und wird auf der DFL-Mitgliederversammlung am Freitag für Diskussionen sorgen.
Dass knapp eine Milliarde Euro für die Digitalisierung verwendet werden soll, begrüßen wohl die meisten Klubs. Dann wären jedoch noch bis zu zwei Milliarden Euro übrig für die Klubs. Zum Teil zweckgebunden an nachhaltige Investitionen, teilweise zur freien Verfügung. Die großen Klubs könnten sich neue Superstars leisten, während wirtschaftlich gebeutelte wie Hertha BSC oder Schalke 04 ihre akuten Geldsorgen lindern können.
Dass gerade solche Vereine neben anderen den Kern einer Gruppe mit dem Namen „fanintensive Vereine“ bilden, der sich dem Vernehmen nach für das Projekt einsetzt, ist Kritikern verdächtig. Niemand widerspricht außerdem der Annahme, dass so ein Zufluss frischer Mittel zu einem Anstieg von Spielergehältern und Beraterhonoraren führen würde, das alte Rattenrennen würde neuen Treibstoff erhalten. Eine ausgeruhte Diskussion ist trotzdem nicht vorgesehen. Schon Ende April soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung grundsätzlich darüber abgestimmt werden, ob der Anteilsverkauf auf den Weg gebracht werden kann.
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