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Deutsche Bomber „für den Frieden“

212 Soldaten werden an die türkisch-irakische Grenze verlegt/ Ein Soldat verweigert den Einsatz  ■ Von Holger Bruns-Kösters

Oldenburg (taz) — Seit gestern abend sind deutsche Soldaten auf dem Weg an die türkisch-irakische Grenze. Gegen 19.30 Uhr startete die erste von sieben Transall-Transportmaschinen vom Fliegerhorst der Bundesluftwaffe in Oldenburg. In einstündigem Abstand folgten, „als Signal gegen den Krieg“, wie die Sprachregelung der Bundesregierung lautet, sechs weitere Maschinen, die Verpflegung, Ausrüstungsgegenstände und Munition in die Türkei bringen.

Nachdem das Bonner Bundesverteidigungsministerium noch am Donnerstag eine umfassende Unterrichtung der Presse verhindert hatte, konnte der Geschwaderkommandant, Oberst Rüdiger Schad, am vergangenen Freitag ein großes Presseaufgebot über die Militärmission in der Golfregion informieren. Nach seinen Worten werden 212 Soldaten, darunter 28 Piloten, auf den türkischen Luftwaffenstützpunkt Erhac verlegt. Sie bilden das Vorauskommando des Jagdbombergeschwaders 43 beim Nato-Einsatz in der Türkei.

Die achtzehn Alpha-Jet-Bomber werden im Lauf des Sonntags in die Türkei geflogen und sollen dann gemeinsam mit italienischen und belgischen Kampfflugzeugstaffeln die „schnelle Eingreiftruppe“ bilden. Sobald die Kampfflugzeuge einsatzbereit sind, werden sie der sechsten allierten Luftflotte der Nato unterstellt. Zunächst werden nur Berufssoldaten in die Krisenregion verlegt. In „absehbarer Zeit“ könnten aber auch Wehrpflichtige in der Türkei zum Einsatz kommen.

Für die Oldenburger Alpha-Jet- Staffel kommt der Einsatz im möglichen Kriegsgebiet nicht überraschend, denn das „Hilfeersuchen“ der türkischen Regierung liegt der Bundesregierung nach Auskunft eines Offiziers bereits seit dem 30. November vor. Gleich nach Weihnachten, vom 27. bis 29. Dezember, waren Militärs aus Oldenburg in Erhac, um genauere Informationen über die militärische Infrastruktur zu erhalten. Was sie dort sahen, gefiel zum Beispiel dem für die Waffen- und Munitionstechnik zuständigen Offizier, Peter Scholz, überhaupt nicht. „Die Lagerung der Munition ist unsere große Sorge.“ Verbindliche Nato-Richtlinien könnten nicht eingehalten werden. Scholz: „Das liegt dort alles auf einem Haufen.“

Laut Schad sind die etwa 1.000 dem Kampfgeschader unterstellten Soldaten „gefaßt, vorbereitet und beurteilen die Lage wie ich“. Und Schad findet den Einsatz in der Türkei „richtig, weil wir Flagge zeigen“. Es gehe in erster Linie darum, einem bedrohten Nato-Partner zu Hilfe zu kommen und so Bündnistreue zu demonstrieren. Vor einem weitergehenden Auftrag, wie dem tatsächlichen Einsatz im Krieg, müßten neue „weitergehende“ Beschlüsse der Bundesregierung gefaßt werden. Den Soldaten sei aber klar, daß es sich nicht um einen „Last-minute-Ausflug“, sondern um einen anderen Einsatz als je zuvor drehe. Schad: „Ich würde mich wundern, wenn da jemand mit Hurra hingehen würde.“

Wenigstens einer der Soldaten will überhaupt nicht in die Türkei und hat deshalb einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt. Dieser Soldat müsse nicht mit in die Türkei.

Zu einem bezeichnenden Konflikt zwischen Bundesregierung und Militärs kam es gestern in Bonn. Während Hardthöhensprecher Reichert darauf beharrte, die Bomber könnten mit Waffenlast maximal 250 km fliegen, also die irakische Grenze von dem Stützpunkt Erhac gar nicht erreichen, waren Militärs in Bonn und Oldenburg sich einig, daß der Radius des Bombers mindestens 430 km beträgt. Damit wäre die Nato-Staffel in der Lage, auch in Kämpfe im Irak einzugreifen und nicht nur defensive Aufgaben wahrzunehmen.

Für Sonntag morgen um 11.00 Uhr haben Oldenburger Friedensgruppen zur Demonstration vor den Toren des Fliegerhorstes aufgerufen. Beginn um 11.00 Uhr am Flugplatz Alexanderfeld

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