Deutsche Bank mit Milliardenverlust: Primus im Minus
Durch ein dickes Minus im vierten Quartal 2013 schrumpft der Überschuss der Bank im Gesamtjahr deutlich. Schuld sind Altlasten aus der Finanzkrise. Die Aktie stürzt ab. senkt den Jahresüberschuss der Bank
FRANKFURT AM MAIN rtr/dpa | Ein Einbruch im Investmentbanking, die teure Bewältigung der Altlasten aus der Finanzkrise und der Abbau der Risiken in der Bilanz: Das alles hat die Deutsche Bank im vierten Quartal tief in die roten Zahlen geführt. Der Branchenprimus bezifferte den Verlust vor Steuern in den Monaten Oktober bis Dezember am Sonntagabend auf 1,15 Milliarden Euro.
Damit schrumpfte auch der Überschuss im Gesamtjahr 2013 auf 1,1 Milliarden Euro. Das war zwar im Vergleich zum extrem schwachen Vorjahresergebnis von 315 Millionen Euro ein kräftiger Zuwachs, allerdings verfehlte die Bank damit die Erwartungen von Analysten deutlich - unter dem Strich hatten sie für das Geldhaus einen Überschuss von 3,19 Milliarden Euro vorhergesagt.
Die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen vertrösten die Anleger schon jetzt auf das kommende Jahr: „Wir erwarten, dass 2014 ein Jahr mit weiteren Herausforderungen und ihrer disziplinierten Bewältigung sein wird“, erklärten sie laut der Mitteilung. „Wir sind jedoch zuversichtlich, unsere für 2015 gesetzten Ziele zu erreichen.“
Spekulationen über eine bevorstehende Gewinnwarnung hatten die Aktien der Deutschen Bank am Freitagabend in New York bereits um drei Prozent gedrückt. Am Montag gaben die Titel im Frankfurter Frühhandel um 4,2 Prozent nach. Sie waren damit schwächster Wert im Dax, der selbst 0,4 Prozent schwächer erwartet wurde. „Der Bank bricht das Anleihengeschäft weg, das sind alles andere als gute Nachrichten“, sagte ein Händler.
Für das vergangene Jahr zog das wegen der zahlreichen Skandale zunehmend unter Beschuss geratene Führungsduo ein zwiespältiges Fazit: „2013 war das zweite Jahr in Folge, in dem wir in das künftige Wachstum sowie die weitere Stärkung unserer Kontrollen investierten und Altlasten abarbeiteten.“ Das habe die Gewinne belastet.
Erst am Sonntag hatte das Magazin Der Spiegel berichtet, dass der Deutschen Bank nun auch wegen des Verdachts der Manipulation von Devisenkursen eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht BaFin bevorsteht.
Die Bilanzrisiken sanken seit Ende 2012 um elf Prozent, die für die Höchstverschuldungsquote relevante Bilanzsumme um 14 Prozent auf 1,5 Billionen Euro. Mit einem Kernkapital-Polster von 9,7 Prozent lag die Deutsche Bank zum Jahresende noch knapp unter ihrem Zielwert von zehn Prozent. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) verbesserte sich 2013 auf 3,1 von 2,6 Prozent – gefordert sind mindestens drei Prozent.
Altlasten-Bewältigung auf halbem Weg
Allein die Bewältigung der juristischen Nachwehen der Finanzkrise schlug 2013 mit 2,45 Milliarden Euro zu Buche. Im Dezember wurden allein 1,4 Milliarden Euro für die Beilegung eines Streits um fragwürdige Hypothekengeschäfte in den USA mit der US-Behörde FHFA fällig, dazu verhängte die EU-Kommission 725 Millionen Euro Buße für Absprachen über Referenzsätze wie den Libor. Dafür hatte die Bank zwar nach eigenen Angaben schon genügend Geld zurückgelegt.
Trotzdem wurden im vierten Quartal erneut eine halbe Milliarde Euro Rückstellungen fällig. Denn die Verhandlungen über weitere Libor-Bußen in den USA und in Großbritannien stehen erst noch bevor. 2,3 Milliarden Euro hat die Deutsche Bank dafür und für weitere juristische Scharmützel wie den Streit mit den Kirch-Erben nun noch reserviert, vor den beiden Vergleichen waren es 4,1 Milliarden Euro gewesen.
Auch im Kerngeschäft lief es zum Jahresende alles andere als rund: Das wichtige Geschäft mit Anleihen und mit anderen festverzinslichen Wertpapieren sowie mit Devisen brach im vierten Quartal um 31 Prozent ein, stärker als bei den meisten Branchengrößen in den USA.
Im Investmentbanking sanken die Erträge um insgesamt 27 Prozent. Deshalb und wegen der Kosten des Libor-Skandals verdiente die Deutsche Bank in der Sparte 95 Millionen Euro – gerade noch soviel wie im Zahlungsverkehr. Der größte Gewinnbringer in den letzten drei Monaten des Jahres war das Privatkundengeschäft, obwohl eine steigende Risikovorsorge im Auslandsgeschäft auch hier den Gewinn um ein Viertel auf 219 Millionen Euro drückte.
Eine weitere halbe Milliarde Euro verschlang im vierten Quartal das Kostensenkungs- und Investitionsprogramm. Am stärksten nach unten zog die Deutsche Bank aber der Abbau der Risiken in der internen „Bad Bank“, die 2013 schon fast um die Hälfte auf eine Bilanzsumme von 53 Milliarden Euro geschrumpft ist. Bei ihr standen allein im Quartal 1,1 Milliarden Euro Verlust zu Buche, im Gesamtjahr waren es 3,2 Milliarden Euro.
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