Deutsche Bahn: Teenager in eisiger Kälte ausgesetzt
Erneut hat eine Schaffnerin der Deutschen Bahn ihre Aufsichtspflicht verletzt und eine Minderjährige aus dem Zug geworfen, bei Nacht und eisiger Kälte. Der Grund: Ihr fehlten zwei Euro.
BERLIN afp | In der bislang kältesten Nacht des Jahres hat eine Schaffnerin der Deutschen Bahn in Brandenburg eine Schülerin bei minus 19 Grad Celsius aus dem Zug geworfen, weil sie die falsche Fahrkarte gelöst hatte. Die 16-Jährige habe ein Ticket für nur 5,10 Euro vorweisen können, die Strecke sei aber zwei Euro teurer gewesen, sagte ein Bahn-Sprecher am Donnerstag. Er nannte das Verhalten der Mitarbeiterin inakzeptabel.
Das Mädchen hatten nach einem Bericht der Potsdamer Zeitung Märkische Allgemeine den Zug am späten Dienstagabend in Königs Wusterhausen verlassen müssen, drei Stationen vor seinem Reiseziel Groß Köris. Die Mutter sagte der Zeitung: "Sie rief mich verzweifelt aus dem Zug an, ich hörte, wie sie die Bahnangestellte anflehte, sie weiter fahren zu lassen. Doch es half alles nichts."
An dem zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossenen Bahnhof von Königs Wusterhausen musste das Mädchen dann dem Bericht zufolge eine Stunde lang in Eiseskälte ausharren. Die Mutter arbeitete zu dem Zeitpunkt in der Nachtschicht und konnte ihre Tochter nicht selbst abholen. Stattdessen kam dem Bericht zufolge dann ein Arbeitskollege der Mutter, um das Mädchen aus der Kälte zu erlösen.
Der Bahn-Sprecher sprach von einem "klaren Fehlverhalten" der Schaffnerin und kündigte nicht präzisierte arbeitsrechtliche Konsequenzen für die Mitarbeiterin an. Mit der Kollegin sei bereits gesprochen worden, sie habe zum Ausdruck gebracht, dass sie den Vorfall "aufrichtig bedauert". Die Bahn wollte nun Kontakt zu der Schülerin und ihrer Mutter aufnehmen, um sich zu entschuldigen "und zu besprechen, wie wir den Vorfall wiedergutmachen können".
Zuvor hatte es bereits mehrfach Fälle gegeben, in denen Minderjährige von Schaffnern aus dem Zug verbannt worden waren. Erst wenige Tage vor Weihnachten verwies eine Schaffnerin der Märkischen Allgemeinen zufolge drei 13-jährige Mädchen in Falkensee des Zuges. Sie akzeptierte demnach das ermäßigte Tagesticket für bis zu 14-jährige Schüler nicht, obgleich die Kinder ihr Alter durch einen Schülerausweis nachweisen konnten. Vor gut einem Jahr hatte die Bahn ihre Schaffner nach mehreren ähnlichen Vorfällen angewiesen, Minderjährige nicht aus den Zügen zu werfen.
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