: Des Witzes Kern
Mit der Comedy-Serie „Stromberg“ (21.50 Uhr) scheitert Pro 7 am britischen Humor. Aber selbst das ist lustig
Engländer sind viel lustiger als deutsche Spaßbremsen. Sie haben witzige Fernsehwerbung, ein spaßiges Parlament und immer wieder unglaublich komische Fernsehsendungen. Weil wir die auch gerne hätten, werden erfolgreiche Formate einfach in der Hoffnung adaptiert, dass der Witz überrumpelt wird und drin stecken bleibt. Aber Humor ist eine tückische Sache – wir Deutsche sind ja nicht ohne Grund nicht lustig. Heute Abend tritt der Sender Pro 7 mit der ersten Folge von „Stromberg“ den Beweis dafür an.
Im Mittelpunkt der Serie steht ein unsympathischer Bürochef. Der Mann zeichnet sich durch lauter unangenehme Charaktereigenschaften aus, hält sich selbst aber für den Allergrößten. Das Vorbild dieses Charakters treibt in der Serie „The Office“ sein Unwesen, heißt David Brent und wird gespielt von Komiker Ricky Gervais, der die Serie auch geschrieben hat. Die Schauspieler dort legen einen an Wahnsinn grenzenden Realismus an den Tag, in seiner tiefen Wahrheit so unerträglich, dass man lacht, um nicht zu weinen.
Nein, wir in Deutschland sind leider nicht ganz so subtil. Man war auf der Spur des Scherzes und hat alles analysiert, was „The Office“ so komisch macht: Peinlichkeiten, Selbstüberschätzungen, sexistische, rassistische Sprüche, der quasidokumentarische Stil, alles ist irgendwo bei „Stromberg“ vorhanden. Der Schauspieler Christoph Maria Herbst hat sogar die Körpersprache von Ricky Gervais adaptiert.
Leider ist Herbst der Einzige, der sich redlich bemüht. Der Rest seiner Kollegen agiert nicht subtil, sondern klamaukt bloß. Das Spiel bleibt oberflächlich und platt. Das Ergebnis ist irgendwie traurig, denn eigentlich ist die Sendung gar nicht mal so schlecht. Sie hat durchaus Momente, in denen sie zaghaft den Weg zu mehr Humorvielfalt beschreitet. Aber sie zeigt auch einmal mehr die Grenzen der deutschen Fernsehlandschaft auf: Stromberg ist „The Office“ mit der Holzhammermethode zurechtgekloppt – und geplättet. Aber sogar das ist immer noch besser als das meiste, was hierzulande als Comedy verkauft wird.UKE BOSSE